München – „Das Schlauchboot war einem ganz schlechten Zustand. Die Menschen haben die defekten Luftkammern mit den Händen nach oben gehalten, damit kein Wasser reinläuft. Das ist eine sehr gefährliche Situation.“ So beschreibt Claus-Peter Reisch gegenüber mk online die entscheidenden Minuten auf hoher See. Der Münchner ist als Kapitän mit der Motoryacht „Eleonore“ auf dem Mittelmeer unterwegs, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Über 100 Geflüchtete konnten er und seine Crew aus dem kenternden Schlauchboot bergen und an Bord bringen.
Immer das gleiche "Spiel"
Nun warten sie vor der Küste Malta darauf, in einen sicheren Hafen einlaufen zu dürfen. Für die privaten Seenotretter ist es inzwischen das immer gleiche Spiel: Sie helfen Menschen in Seenot, aber Italien und Malta, wo die nächsten Häfen sind, verweigern ihnen die Einfahrt. Legen sie trotzdem an, begehen sie eine Straftat. Jüngst hatte das Beispiel der Kapitänin Carola Rackete für Aufsehen gesorgt. Und auch Reisch selbst stand in Malta schon vor Gericht, weil er Geflüchtete dort an Land gebracht hatte, nachdem er mit ihnen 14 Tage lang auf hoher See ausharren musste.
„Mehrere Tage geht es dieses Mal nicht“, sagt Reisch jetzt. Das Boot sei klein und für so viele Menschen nicht ausgelegt. „Sie können sich noch nicht mal richtig ausstrecken, um in der Nacht zu schlafen.“ Wenn sie in absehbarer Zeit in keinen Hafen einlaufen dürften, sehe er sich gezwungen, irgendeine Eskalationsstufe zu ergreifen. „So weit, dass ich mich über den europäischen Gerichtshof in einen Hafen einklage oder mich selbst zum Seenotfall erkläre.“ Ein Interesse daran habe er aber nicht. „Wir sind mit der deutschen Bundesregierung im engen Kontakt und hoffen, dass es eine pragmatische Lösung gibt.“