Es kann das Asterix-Heft für den Viertkläßler sein, ein religiöses Buch für den sinnsuchenden Mitvierziger, aber auch die neueste Karl-Marx-Biografie für die ehemalige Geschichtslehrerin oder ein Regionalkrimi für die Leser, die einfach Unterhaltung oder Entspannung suchen. Viele Medien stehen sogar für den Online-Abruf bereit. Katholische öffentliche Büchereien haben für jeden etwas zu bieten, sogar für Nichtgläubige. In manchen bayerischen Dörfern sind sie die einzige und oft auch letzte kulturelle Institution. Für die Pfarreien sind sie ein wichtiges seelsorgerliches Vorfeld: Wenn die junge schwangere Frau einen Band über sanfte Geburt ausleiht, kann das auch ein Anlass sein, ihr das Faltblatt zum Eltern-Kind-Programm des katholischen Bildungswerks mitzugeben oder über Tauffeiern zu plaudern. Der Eifer von 12 000 ehrenamtlichen, vor allem weiblichen Mitarbeitern trägt und erhält diese Oasen des öffentlichen Lebens.
Büchereien nicht verhungern lassen
Ein Schatz für die Bildung und die Gemeinschaft in diesem Land. Wer gerade Menschen an kleinen Orten das Gefühl geben will, dass man sich nicht für sie interessiert, der lässt solche Büchereien am ausgestreckten Arm verhungern. Es ist dann nicht verwunderlich, dass diese Menschen sich vernachlässigt fühlen und vielleicht in Protesthaltungen mit allen politischen Konsequenzen verstärkt werden. 1990 haben alle öffentlichen Büchereien zusammen noch 5,8 Millionen Euro an Zuschüssen vom Freistaat erhalten. Die Regierung Stoiber hat sie radikal gekürzt und heute liegen sie bei gerade einmal 1,85 Millionen. Das ist beschämend für ein Land, das sich in seiner Verfassung einen Kulturstaat nennt! Natürlich lässt sich einwenden, dass die Kommunen und die Kirche doch bitte selbst diese Büchereien finanzieren sollen, wenn ihnen das so wichtig ist. Das tun sie auch und vielfach haben sie ihre eigenen Zuschüsse aufgestockt. Nach dem guten alten Prinzip der Subsidiarität müssen die kleinen Einheiten aber von der größeren auch unterstützt werden, um ihre Arbeit zu erledigen. Und es gibt genügend Pfarreien und Gemeinden, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind und hier die staatliche Unterstützung brauchen. Sie sind ja bereits mit Räumen und aufwändig geschulten ehrenamtlichen Mitarbeitern in Vorleistung gegangen, erfüllen einen öffentlichen Bildungsauftrag und sparen dem Staat damit riesige Summen.
Idealismus braucht materielles Fundament
Der Sankt Michaelsbund als kirchlicher Büchereifachverband verlangt hier seit Jahren zu Recht von der Staatsregierung eine deutliche Nachbesserung. Geschehen ist bisher wenig, auch wenn die Leseförderung durch die Büchereien in Sonntagsreden gelobt wird. Aber das reicht eben nicht aus. Natürlich ist das wichtigste Kapital der rund 1100 katholischen öffentlichen Büchereien der Idealismus ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber der braucht ein breites materielles Fundament. Mindestens eine Million Euro mehr müsste es für die konfessionellen wie nichtkonfessionellen Büchereien sein, hat die die Mitgliederversammlung des Sankt Michaelsbundes am Wochenende dringend gefordert. Das ist auch ein Notruf. Eine unentbehrliche Lobbyarbeit, die der Sankt Michaelsbund auch für die von anderen Verbänden getragenen Büchereien leistet. Dabei geht es nicht darum, diese Einrichtungen um ihrer selbst willen zu erhalten, sondern um einen Dienst am Menschen - vom Kleinkind bis zum Senioren. Er kommt der ganzen Gesellschaft zugute. Der Freistaat müsste selbst das größte Interesse haben, die Büchereien zu fördern. Denn sie helfen mit, helle Köpfe zu formen, Wissen zu vermitteln und Phantasie zu fördern. Die wichtigsten Rohstoffe, die dieses Land braucht, um so lebens- und liebenswert zu bleiben wie es heute ist.