Augsburg - Der Betriebsrat des Augsburger Medienkonzerns Weltbild hat an die Bischöfe appelliert, eine positive Entscheidung über das Wohl und Wehe der Kollegen zu treffen. So sollten betriebsbedingte Kündigungen bei dem Unternehmen vermieden werden, heißt es in einem am Dienstag in Augsburg veröffentlichten Brief der beiden Vorsitzenden an die deutschen Bischöfe: "Gemeinsam mit der Geschäftsführung möchten wir neue Wege gehen, Möglichkeiten ausschöpfen, die man bisher nicht gesehen hat."
Andere Unternehmen hätten dies bereits vorgemacht, erinnert der Betriebsrat. Damit sei nicht nur die Ausstellung von Personal verhindert, sondern sogar eine neue positive Ausrichtung "mit großen Umsatzzuwächsen" erzielt worden. Die Gesellschafter sollten deshalb ihre Kraft darauf lenken, weiterhin das Schicksal vieler Hunderter Menschen mit ihren Angehörigen in eine positive Richtung zu führen.
Das Unternehmen gehört zwölf katholischen deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Im Sommer 2012 beschlossen die Eigentümer, ihre Anteile in eine kirchliche Stiftung zu überführen. Dies ist bis heute nicht umgesetzt. Die Zukunft von Weltbild ist am Mittwoch Thema bei der derzeit in Fulda tagenden Deutschen Bischofskonferenz.
Die Verlagsgruppe war vor wenigen Wochen wegen Finanzschwierigkeiten in die Schlagzeilen geraten. Die Geschäftsführung dementierte eine angeblich kurz bevorstehende Insolvenz. Zugleich räumte sie ein, der bereits eingeleitete Strukturwandel vom Katalog- und Filialvertrieb zum Internethandel werde auch 2014 noch zu Verlusten führen. Beschäftigte und Gewerkschafter befürchten den Abbau von mehreren hundert Arbeitsplätzen. Weltbild ist mit 6.800 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von mehr als 1,5 Milliarden Euro eines der größten Medienhandelshäuser in Deutschland.
"Wir wissen sehr wohl um die missliche wirtschaftliche wie finanzielle Situation des Unternehmens", heißt es in dem Schreiben des Betriebsrats. Das Gremium sei aber davon überzeugt, dass die Bischöfe Möglichkeiten finden dürften, um diese angespannte Zeit zu überbrücken. Zudem habe die Geschäftsführung auf der jüngsten Betriebsversammlung vorgetragen, welch gewaltiges Potenzial in den vielfältigen Fähigkeiten der einzelnen Persönlichkeiten der Belegschaft liege, um mit ihnen innovative Ideen für alle Bereiche der Unternehmensführung zusätzliche Schubkraft zu geben.
Nach unbestätigten Medienberichten fühlen sich einige Diözesen nicht mehr an den Stiftungsbeschluss gebunden und betreiben den Verkauf. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke äußerte sich vor kurzem gegenüber Journalisten skeptisch zur Umsetzung der Stiftungslösung. Er habe für diese Idee von Anfang an geworben, doch dann sei sie "lange auf der Halde" gelegen. Nun müsse man sehen, "ob das noch realisierbar ist." Eichstätt hält 3,4 Prozent der Weltbild-Anteile. München ist mit mehr als 13 Prozent einer der größten Einzelgesellschafter. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sprach sich für eine Sanierung aus und verwies auf die Verantwortung der Gesellschafter. (kna)