München – Die Bibliotheken in Bayern müssen so schnell wie möglich geöffnet werden. Das fordert der geschäftsführende Direktor des katholischen Büchereifachverbandes Sankt Michaelsbund, Stefan Eß. Laut einer Verfügung des Freistaats sollen jedoch alle Freizeiteinrichtungen, zu denen die Staatsregierung auch die öffentlichen Bibliotheken zählt, bis zum 3. Mai geschlossen bleiben.
„Im Prinzip kann in den Büchereien alles stattfinden, was mit der Beschaffung und Ausleihe von Medien zu tun hat“, sagte Eß dem Münchner Kirchenradio. An den Ausgabetheken könnten Schutzwände aus Plexiglas montiert und Abstandshinweise markiert werden. Ebenso könnten die Mitarbeiter und Besucher Schutzmasken tragen und dafür sorgen, dass sich nicht zu viele Menschen in den Räumen aufhalten. Dass es darüber hinaus keine Veranstaltungen, wie Autorenabende oder Vorlesestunden geben dürfe, sei vollkommen klar. „Alle Maßnahmen, die wir beim Einkaufen im Supermarkt erleben, sind auch in den Büchereien umsetzbar, um Kunden wie Mitarbeiter zu schützen.“
Recht auf Bildung
Bibliotheken seien nicht mit Badeanstalten oder Bordellbetrieben vergleichbar, die ebenfalls unter die Verordnung fallen: „Da gehören wir nicht hin, bei uns gibt es keinen direkten Körperkontakt“, so Eß. Er befürchtet zudem, dass die in der Verordnung genannten Freizeiteinrichtungen über den 3. Mai hinaus geschlossen bleiben. Für die schnelle Öffnung der Büchereien, spreche aber das Recht auf Bildung, die Entlastung für die Familien und die Chancengerechtigkeit insbesondere bei Kindern. „Wir leisten einen entscheidenden Beitrag zur Leseförderung und –kultur in Bayern, und es hat nicht jeder das Geld, sich selbst oder seinen Kindern Bücher zu kaufen.“