München – Ein Satz, der zu Bayern passt: „Bier ist der Wein dieses Landes“. Ausstellungsmacher Bernhard Purin kennt ihn aus dem babylonischen Talmud. Darin wird die Geschichte eines Rabbiners erzählt, der in einer entlegenen Gegend aus Ermangelung an Wein notgedrungen auch das Bier segnet und dabei diesen Spruch tätigt. 2.500 Jahre ist diese Erzählung alt, so Kurator Purin. Hierzulande feiert das Bayerische Reinheitsgebot heuer immerhin seinen 500. Geburtstag. Das Jüdische Museum in München nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, erstmals in einer Ausstellung Geschichte und Gegenwart des Biers in der jüdischen Tradition und Kultur zu beleuchten.
Die Ausstellung erzählt von Aberglaube und Verwechslungen, wenn sie der Frage nachgeht, was ein oberpfälzischer Zoigl als eines der mittelalterlichen Brauersymbole mit dem Davidstern zu tun hat. Der Zoigl („Anzeiger“) wird an einem Haus angebracht, um zu signalisieren, dass dort frisches Bier ausgeschenkt wird. Dieser Brauch hat sich bis heute in der Oberpfalz erhalten.
Welthandelsplatz Nürnberg
Anschaulich wird die im Spätmittelalter beginnende Geschichte der jüdischen Hopfenhändler beleuchtet: Ab dem späten 15. Jahrhundert entwickelte sich der bayerische Hopfenhandel zu einer eigenen Handelssparte, in der jüdische Händler bis zur Zeit des Nationalsozialismus eine führende Rolle spielten. Eine bedeutende Stellung nahm im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Stadt Nürnberg ein, wo der Hopfenmarkt zu einem internationalen Welthandelsplatz wurde. Nur wenige der süddeutschen Hopfenhändler-Familien wie die Familien Fromm und Steiner kehrten trotz ihrer Erfahrung der Ausgrenzung und Verfolgung in der nationalsozialistischen Zeit nach 1945 zurück und setzten innovative Schritte in der Hopfenveredelung und dem Hopfenhandel.
Eine Veredelung ganz anderer Art wird in einem weiteren Kapitel der Ausstellung geschildert, nämlich die Bierkrugveredelung. Dieses Bemalen von Krügen sowie die Herstellung und Montage von Zinndeckeln war ein neues Gewerbe des späten 19. Jahrhunderts, das maßgeblich von jüdischen Zuwanderern nach München entwickelt und betrieben wurde. Die ursprünglich unverzierten Steinzeug-Bierkrüge wurden nunmehr bemalt, in neue Formen gebracht, später auch bedruckt oder mit Abziehbildern geschmückt und mit Zinndeckeln versehen. Der Erste Weltkrieg stellte für das Bierkrugveredelungsgewerbe einen tiefen Einschnitt dar und es wurde nur mehr in kleinerem Umfang bis in die 1930-er Jahre fortgeführt.