Würzburg/München - Die katholischen Bischöfe stehen zu ihrer Ankündigung, 65 Millionen Euro für den insolventen Weltbildverlag aufzubringen. Die Summe beziehe sich unter anderem auf die Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gesellschaft und ihrer Töchter sowie gegebenenfalls einer Transfergesellschaft, heißt es. 20 Millionen davon kommen aus dem Erzbistum München und Freising. Die restliche Summe teilt sich auf die weiteren Gesellschafter entsprechend ihrem Anteil an Weltbild auf, sagte Generalvikar Peter Beer am Dienstag den Münchner Kirchennachrichten. Der Anteil des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) fuße dabei auf einer "Sonderberechnung", weil er sich aus den Zahlungen aller Bistümer - "ob sie nun Gesellschafter waren oder nicht" - speist, so Beer.
Ausschuss entscheidet
Nach Angaben des VDD entscheidet über die Verwendung der kirchlichen Mittel ein aus Mitgliedern des Weltbild-Aufsichtsrats bestehender Ausschuss, dem der Münchner Generalvikar als Sprecher der Gesellschafter vorsteht. Die Bischöfe hatten am Montag im Rahmen ihres turnusmäßigen Ständigen Rates im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg über das Schicksal des Augsburger Medienkonzerns beraten, der der zweitgrößte Online-Händler Deutschlands ist. Etwa 70 Weltbild-Mitarbeiter mit Fahnen, Plakaten und Trillerpfeifen hatten sich zudem vor dem Tagungshaus postiert, um für die Rettung ihrer Arbeitsplätze zu demonstrieren.
Kardinal Reinhard Marx hatte bereits am Montag vor den protestierenden Angestellten betont, dass es nun darum gehe, in die Zukunft zu blicken, "dass wir versuchen, Arbeitsplätze zu sichern". Aus Sicht der Eigentümer sei es deshalb das Wichtigste, dass die Geschäfte weitergehen. Darauf seien auch die zugesagten Hilfen in Höhe von 65 Millionen Euro ausgerichtet.
Kritik von Bischof Zdarsa
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hatte erklärt, Weltbild solle möglichst als Ganzes erhalten und nicht aufgespalten werden, um Filetstücke zu verkaufen. Zugleich äußerte Zdarsa deutliche Kritik an der Geschäftsleitung von Weltbild. Sie habe über Jahre eine Strategie verfolgt, die das Unternehmen nicht vorangebracht habe. Auch die Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeiterschaft sei mangelhaft gewesen. Vertreter der Mitarbeiterschaft hielten den Gesellschaftern vor, sie trügen Mitverantwortung für die Strategie der vergangenen Jahre.
Weltbild gehört zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Von der Insolvenz direkt betroffen sind mehr als 2.000 Mitarbeiter am Weltbild-Stammsitz in Augsburg. Insgesamt beschäftigt der Konzern nach eigenen Angaben 6.300 Menschen. (ksc/ut/kna)