Landshut/Freising – Ein Mann muss ihn schlucken, einer ihn dabei halten und ein dritter ihm die Flüssigkeit einflößen. Als „Drei-Männer-Wein“ wurde der Rebensaft von der Isar oft bezeichnet. Häufig taucht auch der gehässige Name „Strumpfwein“ auf: Er sei so sauer, dass es einem beim Trinken die Löcher in den Strümpfen zusammenzieht. Der historische Ruf der Isartrauben ist miserabel. Trotzdem wurde zwischen Freising und Landshut fast tausend Jahre lang großflächig Wein angebaut – und auch fleißig getrunken. Neben der Burg Trausnitz befindet sich ein riesiger Keller, in dem ein 70.000-Liter-Fass gestanden hat, erzählt Theodor Häußler. Er hat ein Standardwerk über den sogenannten Baierwein geschrieben, den die Winzer im heutigen Nieder- und Oberbayern gewonnen haben.
Getreide war insbesondere in den Hungersnöten des 14. Jahrhunderts viel zu kostbar, um es fürs Bierbrauen zu verwenden, es wurde für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht. Wer nicht verunreinigtes Brunnenwasser trinken und sich außerdem etwas in Stimmung bringen wollte, der musste auf den Wein ausweichen. „Dafür haben die Winzer oder Weinzierl an der Isar und an der Donau besonders die ertrag-, aber säurereiche Rebsorte Weißer Elbling angebaut“, erklärt Häußler. „Die Konsumenten haben ihn wahrscheinlich mit Honig oder Fruchtsaft gesüßt.“
Die wiederbelebte Weinzierl-Bruderschaft
Weißer Elbling wächst auf dem Hofberg in Landshut zwar nicht mehr, dafür gedeihen dort jetzt weiße Johanniter- und rote Regenttrauben. Denn im Schatten der Burg Trausnitz wirkt eine eifrige Weinzierl-Bruderschaft. Sie lässt sich bis etwa 1450 zurückführen. Darauf ist Norbert Krieger stolz. Der gebürtige Hesse ist erster Bruderschaftsmeister und hat mitgeholfen, die mittelalterliche Zunftgemeinschaft als Verein zu erhalten. Heute zählt sie 130 Mitglieder. Die begehen rund um den Urbanitag am 25. Mai den traditionellen Gottesdienst zu Ehren des Winzerpatrons. Bis vor einigen Jahren existierte die Bruderschaft eigentlich nur noch ideell und erinnerte an den einstmals bedeutenden Erwerbszweig in Landshut, Rebstöcke setzte aber niemand mehr.
2016 hat die wiederbelebte Weinzierl-Bruderschaft das geändert, einen kleinen Weingarten angelegt und sogar ökumenisch segnen lassen. „Die Trauben müssen schon kämpfen“, gibt Norbert Krieger zu, der auch Rebstöcke im eigenen Garten zieht. Kies-, Sand- und Tonflächen sind bunt gemischt – ein schwieriger Anbauboden. Trotzdem ist bei der Landshuter Weinzierl-Bruderschaft der Ehrgeiz groß, aus den rund 80 Stöcken einen ordentlichen Wein zu gewinnen. Rund 60 Liter kommen jedes Jahr aus der Kelter.