Samstag, 16 Uhr, irgendwo in Deutschland. Priester gehen da in den Beichtstuhl. Einmal in der Woche – wenigstens. Und jetzt beginnt es, das Warten bei schlechter Luft. Gewohnter Moder. Zu selten wird gelüftet. Viele überlegen, ob diese freie Zeit sinnlos sei, es kommt kaum jemand. Abschaffen? Wie so oft? Wer es tut, ist schlecht beraten. Denn da ist angeboten, was oft bemängelt wird: Präsenz.
Nun wäre er da, der geschätzte Pater, der langweilige Pfarrer, der charmante Weihbischof – mindestens eine Stunde. Beichte verlangt Anwesenheit, Verfügbarkeit, Zeit. Kostbarkeiten im Alltag – bei dem, der da hockt, wie bei dem, der jetzt ohne Termin kommen darf: der Mensch, der Sehnsucht hat nach Christus. Ein Glaubensgeheimnis: Ich begegne dem Heiland, indem ich mich einem priesterlichen Bruder anvertraue – einem, der gewagt von sich sagt, er sei ein Sünder, ein Nebenspuriger, ein schwacher Kerl wie ich. Diese beiden Schwachen verbindet der Glaube an den einen, den einzig Starken: Jesus.
Schweigen, Wunden aushalten und beten
Das ist sie, die Beichte: Jesus begegnen. Was jetzt passiert, kennt dieser Jesus aus eigener Erfahrung ganz gut: warten, Geduld haben, willkommen heißen, jemanden ausreden lassen, miteinander ins Gespräch kommen, Tränen nicht aufzuhalten versuchen, Nervosität wahrnehmen, von der Sünde ohne Empörung hören, nüchtern die Lage analysieren, Hektik vermeiden, ausweglose Sichtweisen entnebeln, klug freischaufeln, Ressourcenmanagement betreiben, nichts dramatisieren, nicht Pilatus nachäffen und verurteilen, vor allem dies: zusammen die Klappe halten, schweigen, Wunden aushalten, beten.