Bonn – Nach und nach öffnen sich am Donnerstagnachmittag immer mehr kleine Fenster auf dem Bildschirm. Aus ganz Deutschland loggen sich die Synodalteilnehmer ein. Von den 229 Synodalen hatten sich 221 zu dem coronabedingt gewählten Format angemeldet. Außerdem sind Beobachter aus anderen Ländern der Konferenz zugeschaltet und Medienvertreter. Der Blick in die verschiedenen Räumlichkeiten ist spannend. Es sind Bücherwände zu sehen, Logos von kirchlichen Verbänden, verschiedene Arten von Kreuzen und bei einer Teilnehmerin brennt gut sichtbar eine Kerze im Hintergrund. Durch die offenen Kameras bleibt auch nicht verborgen, welcher Bischof zu Beginn noch technische Unterstützung benötigt. Doch pünktlich um 16.30 Uhr waren alle startklar und die Sitzung konnte wie geplant beginnen.
Der Beginn der Konferenz war geprägt von der Debatte um die Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln. Das Synodal-Präsidium hat in einem Schreiben mit dem Titel „Transparenz und Verantwortung“ das Vorgehen in der Domstadt deutlich kritisiert. Die Vorgänge in Köln hätten zu einem großen Vertrauensverlust beigetragen, heißt es da. Diese habe „Viele am Willen kirchlicher Autoritäten zu vorbehaltloser Aufklärung zweifeln“ lassen. Verantwortliche dürften sich den Konsequenzen nicht entziehen: „Dabei kann auch ein Rücktritt kein Tabu sein.“
„Am Anfang war die Missbrauchskrise“
Das Präsidium hat sich für die Mitarbeit von Missbrauchsopfern auf dem Synodalen Weg ausgesprochen. In Zukunft werden Vertreter des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz sich aktiv in den Prozess einbringen können und ihn so mitgestalten. Johanna Beck, Johannes Norpoth und Kai Christian Moritz setzen sich mit ihrer Teilnahme am Synodalen Weg freiwillig einer Täterstruktur aus. Mit eindringlichen Worten haben sie sich an die Synodalversammlung gewandt. So erinnerte Johanna Beck daran, wie es zu dem Synodalen Weg kam: "Am Anfang war die Missbrauchskrise. Die Missbrauchskrise war in der Kirche. Und die Kirche war in der Krise. Dieses war der Anfang des Synodalen Weges." In der Einbindung von Betroffenen sieht sie eine Schließung der „Leerstelle“ des Synodalen Weges.
Auftrag für den Synodalen Weg
An die Menschen, die immer wieder mehr Evangelisierung fordern, richtet Beck sich besonders: Sexualisierte Gewalt stelle eine unfassbare Pervertierung des Evangeliums dar. Alles daran zu setzen, dass diese Pervertierung beendet wird, sei Evangelisierung. Die Synodale Gudrun Lux aus dem Erzbistum München und Freising haben die Worte von Johanna Beck sehr bewegt. Solche Menschen wie sie seien Teil der Antwort, warum sie noch in der Kirche sei, sagte Lux, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist. Sie sieht darin für sich persönlich und auch für den gesamten Synodalen Weg einen Auftrag, „dass Kirche wieder der Raum ist, in dem Evangelium gelebt wird.“ Der Delegierte des Berufsverbandes der PastoralreferentInnen, Konstantin Bischoff, ist froh über die Beteiligung der Betroffenen. Der Pastoralreferent und Pfarrbeauftragter von Herz Jesu in München sieht darin den Synodalen Weg immer an seine Wurzel erinnert.
Sprache ist Macht
Der Freitag stand ganz im Zeichen der vier Foren. Sie beschäftigen sich mit den Themen: Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und Rolle der Frauen. Es wurde der aktuelle Stand vorgestellt. Und in sogenannten Hearings gab es die Möglichkeit, Rückmeldung zu vorgelegten Papieren zu geben und sich auszutauschen. Das Frauen-Forum, das Forum zu Sexualmoral und auch zur priesterlichen Lebensform konnten keine fertigen Papiere präsentieren. Das Forum Macht hingegen hat ein 41-seitiges Grundlagenpapier und drei Handlungstexte mit konkreten Beschluss-Vorlagen vorbereitet. Dabei geht es um Diözesanfinanzen, eine Predigtordnung und eine Kontaktstelle zur Prävention und Aufbereitung von Machtmissbrauch. Im Hearing war ein Schwerpunkt die Sprache des Textes. Teilnehmer nannten sie zu „kirchisch“ und es wurde in den Raum gestellt, zu klären, an wen die Texte letztlich gerichtet sind. Finja Miriam Weber gehört zu den jüngsten Mitgliedern der Synodalversammlung. Sie spricht der Sprache einen hohen Stellenwert zu: „Denn auch Sprache kann eine Form von Machtausübung sein“. Ihr ist es wichtig, dass auch Nicht-Mitglieder der Synodalversammlung die Texte verstehen können: „Es soll deutlich werden, dass die Texte für alle da sein sollen.“