mk online: Was steckt hinter der Gottesdienstreihe "Frauen-Gestalten", die regelmäßig in St. Michael in der Münchner Fußgängerzone stattfindet ?
Schwester Sara Thiel: Dahinter stecken als Initiatorinnen drei Ordensfrauen. Seit 2018 gibt es die Gottesdienstreihe in Kooperation mit den Jesuiten. Der besondere Schwerpunkt dieser Gottesdienste liegt dabei auf „Frauengestalten“, also heiligen oder seligen Frauen, die im Heiligenkalender aus verschiedenen Gründen unterrepräsentiert sind. Auch biblische Frauenfeste, wie beispielsweise Mariä Heimsuchung, sollen stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Ebenso ist es ein Anliegen, noch nicht heiliggesprochene Frauen zu würdigen und ihre Selbstwirksamkeit, ihre Glaubenskraft und ihren Mut vorzustellen. Und es gestalten Frauen Liturgie mit. Das heißt, es kommen Frauen als Predigerinnen zu Wort und schlagen Brücken zur Lebensrealität von Frauen (und Männern) heute. Mit dieser Initiative soll ein Beitrag zu einer geschlechtergerechteren Liturgie geleistet werden.
Offiziell sind Laien-/Frauenpredigten ja verboten, wie stehen Sie dazu?
Schwester Sara: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weil es sehr viele hochqualifizierte Laien gibt, die das Wort Gottes authentisch verkünden und auslegen können. Es ist eine unglaubliche Verschwendung von Charismen, darauf noch länger zu verzichten.
Wie würden (mehr) Frauenpredigten die Kirche bereichern?
Schwester Sara: Die Gläubigen sind ärmer ohne die unterschiedlichen Sichtweisen von Frauen und Männern, zölibatär lebenden Menschen oder Menschen, die in Ehe und Familie ihr Christsein verwirklichen. Frauen haben einen anderen Zugang zu biblischen Texten und können andere Dimensionen aufschließen.