München – Am Synodalen Weg führt kein Weg vorbei, soll es für unsere Kirche in diesem Land überhaupt noch eine Zukunft geben. Es geht nicht mehr um Jahrhunderte oder Jahrzehnte. Wir müssen ab sofort in Jahren rechnen, ob und wie es uns als Kirche noch geben wird oder nicht. In den entscheidenden Fragen hat sich die Kirche in ihrer Geschichte immer schon „zusammengesetzt“ und zusammengetragen, was dringend notwendig ist, damit ein gemeinsamer Weg von allen beschritten werden kann. Von Anfang an machte Papst Franziskus als Kirchenoberhaupt deutlich, dass er einen solchen Dezentralisierungskurs der Ortskirchen fördern und ihnen so die Verantwortung übertragen wird.
Mit den Betroffenen sprechen, nicht über sie
Die synodale Form der Auseinandersetzung ist auf gar keinen Fall eine lustvolle Vergnügungsveranstaltung zur eigenen Selbstdarstellung. Reformen in der Kirche in Deutschland sind dringend notwendig, weil sie auf dem „Hintergrund schlimmer Verbrechen“ stattfinden müssen, drückte es kürzlich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf aus. Neben den „Dauerbrennern“ Zölibat, Frauen und Zugang zum Amt muss es vor allem um diese Verbrechen sowie deren Vertuschung, ein unmögliches Machtgebahren und den mangelnden Willen zur Wahrnehmung der Wirklichkeit gehen. Es darf auf keinen Fall ein Zerreden und Verdecken mit vielen Worten werden. Das Gebot der Stunde lautet, mit den betroffenen Menschen und nicht nur über sie zu sprechen: mit den Frauen, den Jugendlichen, den Homosexuellen, den Laien überhaupt. Am Ende aber muss dann auch die klare Chance auf Umsetzung der gemeinsam getroffenen Linien bestehen. Nochmals eine Synode, deren Ergebnisse in einer Schublade verschwinden, braucht niemand und schafft vor allem keine Zukunft!
Keine Angst vor Spannungen
Vor möglichen Spannungen muss einem nicht bange sein. Diese Synode wird keine neue Kirche erfinden. Klar aber ist, dass eine moderne Kirche kein Museum, nur bestückt mit schönen alten Erinnerungsstücken, sein kann. Im gemeinsamen Suchen steckt schon so viel Energie, die neue Kräfte freisetzt. Der Synodenpräsident von Würzburg (1971?–?1975), Kardinal Julius Döpfner, hat es auf den Punkt gebracht: „Wir haben gelernt, miteinander zu streiten, ohne uns zu zerstreiten.“ (Pfarrer Rainer Maria Schießler – Der Autor ist Pfarrer in den Münchner Gemeinden St. Maximilian und Heilig Geist.)