Freising – Der Freisinger Domberg ist einer der Herzorte bayerischer Geschichte und Kultur. Schon in vorgeschichtlicher Zeit war die Anhöhe an der Isar, am Nordrand der Münchner Schotterebene besiedelt. Im 8. Jahrhundert stand auf ihr die Residenz eines bayerischen Teilherzogs. Herzog Grimoald lud den aus der Nähe von Paris stammenden Bischof Korbinian ein, von hier aus den christlichen Glauben zu verkünden. Korbinian wurde so zum ersten Bischof in Freising. Das Bistum Freising wurde erst 739, einige Jahre nach Korbinians Tod, durch den heiligen Bonifatius in päpstlichem Auftrag errichtet.
Die Marienkirche der herzoglichen Burg wurde die Keimzelle des Freisinger Doms – natürlich des wichtigsten Gebäudes auf dem Domberg. Der heutige, im Kern romanische Bau entstand ab 1159, nachdem sein Vorgänger einem Brand zum Opfer gefallen war. 1724 ließ Fürstbischof Johann Franz Eckher ihn zur Tausendjahrfeier der Ankunft Korbinians durch die Künstler-Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam zu einer prachtvollen Barockkirche umgestalten.
Der Freisinger Mohr
Mehr als ein Jahrtausend lang hatten die Bischöfe von Freising auf dem Domberg ihren Sitz. Der Ruf der mittelalterlichen Domschule, ihrer Handschriftenproduktion und ihrer Bibliothek brachte ihm den Ehrentitel „mons doctus“ (gelehrter Berg) ein. Seit dem späten Mittelalter wurde vom Domberg auch ein kleiner weltlicher Staat, das Hochstift Freising, regiert – bestehend aus mehreren nicht zusammenhängenden Herrschaftsgebieten zwischen Freising und der Zugspitze und bis nach Niederösterreich und Slowenien. Das Wappen mit dem „Freisinger Mohren“, das die Fürstbischöfe seither führten, ist an vielen Stellen des Dombergs zu sehen, meist kombiniert mit Bischofsstab und Schwert als Zeichen geistlicher und weltlicher Macht. Bis zur Säkularisation zierte ein wasserspeiender „Mohr“ die barocke Rossschwemme im Domhof.
Untergebracht waren der Fürstbischof und seine Behörden in der Residenz, einem im Kern mittelalterlichen Baukomplex, der in der Renaissance einen Arkadenhof erhielt und im Barock nochmals dem Zeitgeschmack angepasst wurde. Auch der Domhof erhielt damals eine einheitliche architektonische Gestaltung. Ringsum am Domberg hatten die Geistlichen des Domkapitels ihre Häuser. Zwei weitere Kollegiatstifte – St. Andreas (mit einer großen Kirche westlich der Residenz) und St. Johann Baptist (mit der noch bestehenden Kirche am Domhof) – komplettierten das geistliche Ensemble auf dem Berg.
Auf die Säkularisation des Fürstbistums 1802 folgte 1821 die Verlegung des Bischofssitzes nach München. Die Stifte waren aufgelöst, die Kirche St. Andreas abgebrochen. Der Domberg drohte zu veröden.