München - Ein E-Piano und ein Laptop: viel mehr braucht Winfried Huyer-May nicht, um seine Weltjugendtagslieder zu komponieren. Beides steht recht unscheinbar in seinem kleinen Tonstudio im Münchner Stadtteil Aubing. Der Studioraum in der Wohnung ist ein wichtiger Ort für den Familienvater. Hierher kommen seine mittlerweile erwachsenen fünf Kinder immer wieder gerne zurück, um ihn bei der Produktion seiner musikalischen Werke zu unterstützen. Der Sohn und die vier Töchter seien schon immer seine Inspiration gewesen, erzählt der 77-jährige Hobbymusiker. Für sie hat er Kinderlieder geschrieben, und als sie erwachsen wurden, hat er mit seinen Liedern versucht, sie zum Wählengehen zu bewegen.
Schlüsselerlebnis in Polen
Seine älteste Tochter Evelyn hat ihn auf die Idee gebracht, eigene Weltjugendtagsongs zu texten und zu vertonen. Die heute 42-jährige verheiratete Mutter kann sich noch gut an ihren ersten Weltjugendtag (WJT) 1991 im polnischen Marienwallfahrtsort Tschenstochau erinnern. Der sei noch nicht so gut organisiert gewesen wie heute. Man habe im Park campiert, ohne Bad und Toilette. Die Anwohner seien freundlich gewesen und hätten sie eingeladen, ihre Bäder und Toiletten zu benutzen. Und dann war da noch der charismatische Papst Johannes Paul II. Sie sei von ihm beeindruckt gewesen, verrät sie. Und als sie nach München zurückkam, steckte sie die Familie mit ihrer Weltjugendtagsbegeisterung an.
Bis die ersten Weltjugendtagslieder entstehen, vergehen aber noch einige Jahre. Der musikalische Durchbruch kommt 2005 beim WJT in Köln. Für das Jugendevent gibt es musikalische Wettbewerbe, an denen Huyer-May teilnimmt. Er komponiert Messen, Chansons und Mottolieder, die er mit den Kindern im Tonstudio aufnimmt. Sohn Benedikt, der ohnehin Tontechniker werden wollte, bedient das Mischpult und ist für das Playback und das Gesamtarrangement zuständig. Die Mädchen dürfen singen.
Lieder-Projekt der Generationen
Für den WJT in Panama hat Huyer-May die Kompositionen mit einem Laptop selber produziert. Denn Sohn Benedikt hat schließlich doch nicht Tontechnik studiert und ist lieber Architekt geworden. Mit Hilfe von Musik-Softwareprogrammen ist es Huyer-May gelungen, Teile des Magnificats in meditativer Form zu vertonen. Den Sprechgesang für die deutsche Version hat dieses Mal seine Frau übernommen. Mit dem musikalischen Lobgesang Mariens sollen sich die Teilnehmer im Vorfeld auf das Motto für den WJT in Panama einstimmen können: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ Die musikalischen Beiträge kann man auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage anhören. Den Internetauftritt mache er aber nicht selber, betont Huyer-May. Der liege in den Händen der generationenübergreifenden „Weltjugendtags-Aktionsgruppe“ der Huyer-Mays, die zurzeit etwa sechs Personen umfasst.
Auch Evelyns Tochter Leonie mischt mit. Sie soll den Gesang für das noch nicht fertiggestellte aktuelle Weltjugendtagslied übernehmen. Die 14-jährige hat das musikalische Talent ihres Großvaters geerbt. Sie singt im Jugendchor und macht neben der Schule eine Ausbildung zur Kirchenmusikerin an der Orgel. Ihrem Einsatz als Sängerin sieht Leonie allerdings recht gelassen entgegen. Denn beeilen muss sich die Familie mit der Aufnahme des neuen Weltjugendtagssongs nicht. Zum ersten Mal seit vielen Jahren fährt nämlich kein Familienmitglied zu dem Großevent. Leonie und ihre ältere Schwester sind noch nicht volljährig, und die Pilgerfahrt nach Panama ist erst ab 18 Jahren möglich. Da ist es gut, wenn man sich die Enttäuschung etwas von der Seele singen kann. Und in Gedanken sind alle sowieso schon beim nächsten Weltjugendtag. Der sollte natürlich möglichst nah an München liegen, da sind sich alle drei Generationen der Weltjugendtagsfamilie einig.
Die genannten Weltjugendtagslieder kann man sich auf der Homepage anhören.