Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat sich kritisch zum Synodalen Weg geäußert: "Wir tun uns sehr schwer, aufeinander zu hören, andere Meinungen zu respektieren. Das Hören ist ja ein ganz wichtiger Aspekt der Synodalität. Und wir tun uns schwer oder haben uns vielleicht bisher schwergetan, uns auch öffentlich klar zu positionieren." Letzteres betreffe vielleicht mehr die Bischöfe. "Ich denke, wenn wir das Hirtenamt ausüben und ausüben wollen, dann gehört auch das dazu." Hanke betonte: "Das, was wir im Moment haben", sei "noch nicht wirklich Synodalität". Hanke sagte zu dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland, bei dessen Vollversammlung vor wenigen Tagen habe es einen "Knall" gegeben. Der Bischof bezog sich auf das Scheitern des Grundsatzpapiers zur Sexuallehre. Dieser "Knall" habe "eine gewisse Klarheit gebracht", sagte Hanke der aktuellen Ausgabe der Eichstätter "Kirchenzeitung". Der Prozess habe offengelegt, "dass bei uns Synodalität noch ein sehr vager Begriff ist".
Voderholzer: Hinweise aus Rom bleiben unbeachtet
Ähnlich äußerte sich auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Aus seiner Sicht hält sich die "immer wieder beteuerte Lernbereitschaft in Sachen Synodalität" bisher "sehr in Grenzen", schrieb er in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag). Er wisse auch nicht, wie sich daran gegen die Mehrheit der Synodalversammlung etwas ändern ließe, "die sämtliche bisherigen Stopp - und Warnschilder aus Rom quasi mit Vollgas überfahren hat". Zuletzt hat sich der Vatikan im Juli zum Synodalen Weg geäußert. In einer kurzen "Erklärung des Heiligen Stuhls" ermahnt dieser das kirchliche Reformprojekt, es könne die Gläubigen weder zu neuen kirchlichen Leitungsstrukturen noch zu neuen Ausrichtungen von Lehre und Moral verpflichten.
BDKJ: Synodalität fordert Verhandlungsbereitschaft
Der Bundesvorsitzende des katholischen Jugenddachverbands BDKJ wirft einem Teil der deutschen Bischöfe mangelnde Reformbereitschaft vor. Mit Blick auf die jüngste vierte Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg sehe er eine "Krise des Bischofsamtes", sagte Gregor Podschun dem Portal katholisch.de (Donnerstag). Nach wie vor gebe es für "notwendige Veränderungen" nicht die erforderliche Mehrheit in der Bischofskonferenz. Dies habe das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche zusätzlich beschädigt.
Er selbst, so Podschun weiter, sei immer verhandlungsbereit: " Ich stimme auch Kompromisstexten zu oder Vorlagen, bei denen meine radikalen Änderungsanträge durchgefallen sind." Nur so seien Reformen und Bewegung in der Kirche möglich: "Aber es gibt die konservativen Kräfte, die nicht einmal einen Millimeter von ihrer Position abweichen - und dann gegen den Grundtext zur Sexuallehre stimmen, weil ihnen ein Absatz nicht passt." Das sei ein großes Problem, und stelle das Prinzip der Synodalität insgesamt infrage, fügte er hinzu: "Es gibt die einen, die sich bewegen und die anderen, die sich nicht bewegen wollen."
Reformprozess stand auf der Kippe
Der Synodale Weg war kurz vor dem Scheitern als bei der Synodalversammlung vergangene Woche am ersten Abend das erste zentrale Papier zur Liberalisierung der katholischen Sexualmoral für viele überraschend an der Sperrminorität vor allem konservativer Bischöfe scheiterte. Nach einem erfolgreichen Krisenmanagement wurde in den darauffolgenden Tagen ein Text zu "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" verabschiedet. Dieser bittet den Papst darum, dass Frauenpriestertum erneut zu prüfen. Im weiteren Verlauf votierte die Versammlung auch für eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität in der katholischen Kirche. Niemandem dürfe die Übernahme kirchlicher Ämter oder der Empfang der Priesterweihe wegen ihrer Homosexualität verwehrt werden. Außerdem wurde ein Papier verabschiedet, das sich gegen arbeitsrechtliche Sanktionierung von wiederverheirateten Geschiedenen oder schwulen und lesbischen Paaren ausspricht. (smb/kna)