Bonn/München - Obwohl sie sich nicht "beworben" habe und auch nicht nach ihr "gerufen" worden sei, haben die katholischen Bischöfe die Theologin Beate Gilles zu ihrer neuen Generalsekretärin gewählt. Das verkündete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, zum Auftakt des Treffens, das wegen der Corona-Pandemie digital durchgeführt wird. Die 50-Jährige sei theologisch versiert, kommunikativ, loyal und besitze Leitungserfahrung in der Kirche, so Bätzing. Er kenne Gilles seit fünf Jahren aus dem Limburger Ordinariat, wo sie Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie ist.
Ihr neues Amt als Generalsekretärin der Bischofskonferenz und zugleich als Geschäftsführerin des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) wird Gilles am 1. Juli antreten. Sie folgt darin Pater Hans Langendörfer, der Anfang 2021 nach 24 Jahren in den Ruhestand ging.
"Selbstbewusste Frau"
Gilles, die aus dem Bergischen Land stammt, sprach nach ihrer Wahl von einem "sehr bewegenden Moment". Sie wolle mit viel Leidenschaft und Engagement schnell Fahrt in ihrem neuen Amt aufnehmen. Die Theologin bezeichnete sich bei ihrer Vorstellung als "selbstbewusste Frau", die gerade in jüngster Zeit gemerkt habe, "wie sehr ich in und für die Kirche stehe". Es warteten große Herausforderung auf die Konferenz und ihr Sekretariat, mit "vielen belastenden Themen". Auch im Hinblick auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bereich der katholische Kirche sagte Gilles: "Die Themen liegen auf dem Tisch und werden angegangen, weil der Wunsch nach Veränderung da ist."
Auch der Reformprozess Synodaler Weg tue der Kirche nach Ansicht der neuen Generalsekretärin gut. Dort müssten gegensätzliche Strömungen ihre Argumente darlegen, es entstehe "Reibung", aber auch das Verständnis füreinander wachse. Darüber hinaus gelte es für die Kirche in Zukunft mit knapper werdenden Ressourcen auszukommen, die finanzielle Situation stelle sich vermutlich bald "nicht mehr so komfortabel dar", so Gilles.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte die Wahl einer Frau. Präsident Thomas Sternberg sprach von einem "starken Zeichen". Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) gratulierte der neuen Generalsekretärin zur Wahl: "Das ist ein deutliches Zeichen der deutschen Bischöfe, Dr. Beate Gilles zur ersten Frau und zur ersten Laiin in dieses Amt zu wählen. Wir freuen uns, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben."
Neben der Wahl von Gilles standen einige "heiße Eisen" auf der Tagesordnung der Bischofsversammlung.