"Si vis pacem – para bellum“ – „Wenn du den Frieden willst, dann rüste für den Krieg“. Dieses lateinische Sprichwort wird dem Römer Cicero zugeschrieben, auch wenn sich der Grundgedanke bereits beim griechischen Philosophen Platon findet. Es beschreibt die Erkenntnis, dass Frieden ein Gut ist, das mitunter durch Waffen gesichert werden muss. Was wie ein Widerspruch klingt – Frieden sichern mit Waffen –, ist eine realistische Erfahrung aus der Geschichte der Menschen. Natürlich ist die Utopie eines umfassenden und dauerhaften Friedens ohne Waffen etwas Wunderbares für die ganze Menschheit. Aus christlicher Sicht ein Zustand, für den wir uns mit allen Kräften einsetzen müssen. Aber in dieser Welt ist er eben eine Utopie, also eine Verheißung, die in der Wirklichkeit leider noch keinen Platz gefunden hat. Da hilft es wenig, wenn man radikal pazifistisch fordert, auf alle Gewalt zu verzichten. Nicht selten macht man sich dadurch sogar mitschuldig am Leid anderer. Dann nämlich, wenn deren Leib und Leben bedroht sind und man, anstatt ihnen beizustehen zuschaut, wie sie abgeschlachtet werden.
Aus christlicher Sicht macht sich jeder schuldig, der andere verletzt oder tötet, denn das Leben ist ein Geschenk Gottes und kein Mensch hat das Recht, darüber zu verfügen. Dennoch gibt es Situationen, in denen es geboten scheint, zum Schutz des Lebens Gewalt anzuwenden. Im militärischen Bereich nennt man das „responsibility to protect“ – „Verantwortung zu schützen“. Das bedeutet nicht, dass es erlaubt ist, in bestimmten Situationen zu töten. Wer einen Menschen tötet, lädt immer Schuld auf sich. Aber manchmal kann es geboten sein, Schuld auf sich zu laden, um größere Schuld zu vermeiden. Ganz anschaulich wird das am Beispiel Ruanda. Dort fanden ab April 1994 in nur 100 Tagen 800.000 Menschen bei einem Völkermord den Tod, weil die Internationale Gemeinschaft die Warnsignale nicht wahrgenommen hat und nicht gegen diesen Genozid eingeschritten ist. Es ist ein wirkliches Dilemma, dass Frieden mitunter durch Waffen gesichert werden muss.
Gründung der Bundeswehr
Als die Bundeswehr am 12. November 1955, also kurz nach der traumatischen Erfahrung des Zweiten Weltkrieges, gegründet worden ist, wurde sie als reine Verteidigungsarmee aufgestellt und als solche in das Militärbündnis der NATO aufgenommen. Zusammen mit den Armeen der anderen Mitgliedsstaaten soll sie den Frieden in Europa und in der Welt dauerhaft sichern. Seit 1960 beteiligte sie sich an mehr als 130 humanitären Einsätzen weltweit. Als Parlamentsarmee müssen alle Einsätze der Bundeswehr von den Abgeordneten des Bundestages beschlossen werden.
Ein Vierteljahr nach Gründung der Bundeswehr wurde mit dem ersten Militärbischof Kardinal Joseph Wendel am 4. Februar 1956 die Katholische Militärseelsorge aus der Taufe gehoben. Sie versteht sich als Kirche unter den Soldaten. Wie andere „Sonderseelsorgen“ hat auch sie die Aufgabe, die Ränder kirchlicher Verkündigung aufzusuchen, damit allen Menschen die befreiende Botschaft des Evangeliums verkündet werden kann. Sie soll es den Soldatinnen und Soldaten trotz ihres fordernden Dienstes erleichtern, die Sakramente zu feiern und den Glauben im Alltag zu leben. Die Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger verpflichten sich für mindestens sechs bis höchstens zwölf Jahre zum Dienst in der Militärseelsorge. Die Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten werden für diesen Zeitraum von ihren Heimatdiözesen freigestellt. Unterstützt werden sie bei ihrer Arbeit durch Pfarrhelfende, die die Verwaltungsarbeit übernehmen und ihre Militärseelsorgenden in allen Bereichen unterstützen. An der Spitze der Militärseelsorge steht ein Militärgeneralvikar, der zugleich Generalvikar des katholischen Militärbischofs ist. In Deutschland gibt es vier Militärdekanate und rund 75 Militärpfarrämter. Seit zehn Jahren ist der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, zugleich katholischer Militärbischof.