München – Im Erzbistum München und Freising gibt es in drei Pfarrverbänden ein Pilotprojekt, das die Leitung einer Pfarrei durch Haupt- und Ehrenamtliche vorsieht. Dieses Führungsteam soll zukünftig administrativ die Pfarrei betreuen, damit sich der Pfarrer stärker auf die Seelsorge konzentrieren kann. Nun sind erste Erfahrungen vorgestellt worden.
„Ich wäre, als ich noch Pfarrer war, froh gewesen, nicht so viele administrative Aufgaben bewältigen zu müssen“, sagt Weihbischof Wolfgang Bischof bei dem Pressegespräch. „Wir erhoffen uns viel von dieser neuen Methode.“
Zukünftig werden in der Seelsorgsregion München-Stadt der Pfarrverband Neuaubing-Westkreuz, in der Seelsorgsregion Süd der Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus und in der Seelsorgsregion Nord der Pfarrverband Geisenhausen daran teilnehmen. Ziele sind dabei vor allem die Entlastung des Pfarrers und die Verteilung der Kompetenzen innerhalb einer Pfarrei auf ein Gremium aus Haupt- und Ehrenamtlichen. Die Weihbischöfe betreuen die Projekte in ihrer jeweils unterstellten Seelsorgsregion.
Das Beispiel Feldkirchen
Pastoralreferentin Judith Seipel bringt es kurz auf den Punkt: „Wir probieren hier jetzt mal was aus. Denn so eine Pfarrei hat einen großen Verwaltungsteil, der früher an eine Person gebunden war. Jetzt machen wir das im Leitungsteam zu dritt. Mit der Hilfe des Ordinariats klappt das bisher ganz gut.“ Ihre beiden Mitstreiter sind Pater Ryszard Basta OCD und Pastoralreferent Harald Petersen.
Die bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv. Zwar seien die Hemmschwellen gerade am Anfang noch relativ hoch gewesen, allerdings spüre man mittlerweile eine regelrechte Aufbruchstimmung, sagte Petersen. „Das hat man vor allem an der Pfarrgemeinderatswahl sehen können. Wir hatten weit mehr Kandidaten als Posten und eine unglaublich hohe Wahlbeteiligung.“
Ein Eindruck von vor Ort
Konkret sieht der Eindruck in Feldkirchen-Höhenrain-Laus nun wie folgt aus: Pater Ryszard ist als so genannter Kurat für die Taufen und sakramentalen Angelegenheiten zuständig. Judith Seipel ist Kirchenvorstand, die über die Siegelhoheit der Gemeinde bei administrativen Dingen verfügt. Harald Petersen übernimmt anderweitige Leitungstätigkeiten im Pfarrverband.
Pater Ryszard zeigt sich sichtlich glücklich über die neue Aufteilung: „Ich bin Seelsorger und das kann ich jetzt endlich wieder aus voller Kraft sein. Ich kann wieder längere Tauf- oder Traugespräche führen, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen, weil das nächste Gremium in der Pfarrei tagt.“
Ehrenamt wichtig
Zusätzlich zum hauptamtlichen Führungsteam soll es einen ehrenamtlichen Part geben. „Gerade sind wir in einem Bewusstseinsbildungsprozess“, sagt Robert Lappy, Leiter der Hauptabteilung Strategie- und Organisationsentwicklung im Erzbischöflichen Ordinariat. „Jetzt geht es vor allem darum zu schauen, wie wir an die Ehrenamtlichen kommen, die wir für dieses Leitungsgremium zusätzlich benötigen.“
Für Weihbischof Bernhard Haßlberger spielen vor allem die Talente und Begabungen der Menschen vor Ort eine wichtige Rolle. „Wir müssen die Leute in der Pfarrei ausfindig machen, die das nötige Charisma für eine solche Leitungsfunktion haben.“
Die Zukunft des Projekts
Auch andere Formen der Leitung von Pfarreien und Pfarrverbänden kann man sich in der Zukunft vorstellen. „Aber es ist alles andere als eine Notlösung. Ganz im Gegenteil: Es könnte Vorbild für andere Pfarreien werden“, so Weihbischof Bischof.
Aktuell plane man das Pilotprojekt für die kommenden drei Jahre. „Im schlimmsten Fall merken wir schon vorher, dass es nicht funktioniert“, sagt Robert Lappy, „doch danach sieht es aktuell nicht aus.“ Konkrete Ziele gebe es derzeit kaum, da man im Dialog miteinander sondieren werde, was bereits gut funktioniere und was noch auszubessern sei. (luf/alb)