Ohlstadt - Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising hat Hans Tremmel für weitere vier Jahre zu seinem Vorsitzenden bestimmt. Er wurde bei der Herbstvollversammlung des obersten diözesanen Laiengremiums in Ohlstadt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wiedergewählt. Von den insgesamt 116 anwesenden Wahlberechtigten votierten 99 für Tremmel, der diesen Posten seit 2010 innehat. Insbesondere das gesellschaftspolitische Engagement der katholischen Laien sei ihm als Sozialethiker ein "Herzensanliegen", sagte der Diözesanratsvorsitzende nach seiner Bestätigung im Amt. Der 54jährige Tremmel ist Professor für Theologie und Ethik in den Studiengängen Soziale Arbeit und Religionspädagogik am Campus Benediktbeuern der Katholischen Stiftungshochschule München. Zudem leitet er dort die Theologische Zusatzausbildung und den Studiengang des Pastoralkurses für Ständige Diakone in Bayern. Tremmel ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Wahl der Stellvertreter
Gewählt wurden außerdem vier stellvertretende Vorsitzende: Die Seelsorgsregion Nord der Erzdiözese vertritt weiterhin Armin Schalk. Der Diplom-Ingenieur für Physikalische Technik stammt aus der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Forstern-Tading und ist auch im Vorstand des Dekanatsrates Erding engagiert. Der Bankbetriebswirt Martin Utschneider wurde für die Region Süd gewählt. Er ist im Pfarrgemeinderat seiner Heimatpfarrei St. Peter und Paul in Oberammergau und als Vorsitzender des Dekanatsrats Rottenbuch aktiv. Die Region München vertritt wie bisher Werner Attenberger, Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik im Ruhestand, Vorsitzender des Dekanatsrats München-Nymphenburg und Mitglied im Vorstand des Katholikenrats der Region München. Katharina Maier, Historikerin, wurde als Vertreterin der Verbände gewählt. Sie ist Landesleiterin der Kolpingjugend Bayern und engagiert sich in ihrer Heimatpfarrei St. Georg in Freising.
Ergebnisoffene Diskussion um Zölibat gefordert
In seinem Bericht auf der Herbstvollversammlung des Diözesanrates forderte Tremmel, "endlich eine ergebnisoffene Diskussion um den Zölibat und um veränderte zeitgemäße Kriterien für den Priesterberuf". Es gehe auch um "eine echte Beteiligung von Frauen und Laien" an Entscheidungsprozessen sowie "eine glaubwürdige, menschenfreundliche Sexualmoral mit einem realistischen Bild von Homosexualität generell und von schwulen Priestern im Besonderen". Der in seinem Amt bestätigte Vorsitzende des Laiengremiums sprach von einem "weltweiten Systemversagen der Kirche". Da sei es verständlich, dass man als ehrenamtlicher Laienvertreter gelegentlich "dieser offensichtlich in ihren Maßstäben verrückten Institution den Rücken kehren" möchte. Er jedenfalls werde diese Verbrechen "nicht mit dem Hinweis auf Sportvereine, weltliche Internate oder gar Familien relativieren".
Zugleich dankte der Vorsitzende der Bistumsleitung, dass diese seit dem Jahr 2010 nach seinem Kenntnisstand "nicht vertuscht, sondern schonungslos aufgedeckt" habe. Dennoch sei das verspielte Vertrauen nur mühsam zurückzugewinnen. "Eine gewisse Grundskepsis gegenüber allen Klerikern und allen Kirchenvertretern wird noch lange bleiben, auch in unserem Bistum."
Generalvikar Beer schätzt kritischen Austausch
Bei einem Gottesdienst im Rahmen der Vollversammlung äußerte sich auch der Münchner Generalvikar Peter Beer zum Thema Missbrauch: "Wir als Kirche brauchen dringend die Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus, der uns vom Dämon des Schweigens befreit, der diesen Dämon austreibt", sagte Beer. Dadurch solle die Kirche nicht nur bei der Missbrauchsaufarbeitung ins angemessene Reden kommen, sondern auch grundsätzlich "die Kirche als Ganzes, die Glieder der Kirche miteinander, die Kirche mit der Welt, die Kirche mit Gott, die Kirche mit allen Menschen, die Kirche über ihre eigenen Schwierigkeiten, Probleme und dunklen Flecken".
Beer ergänzte, durch das Reden würde Unrecht offenbar, würden Menschen und Verletzungen wahrnehmbar, Sachverhalte könnten zurechtgerückt werden. Beer betonte in diesem Zusammenhang die besondere Rolle der kirchlichen Laien und des Diözesanrats: "Wo sonst, wenn nicht hier, ist der Platz für das gemeinsame Reden, den gemeinsamen Austausch, das offene, kritisch-konstruktive Wort."
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