Ich erhebe meine Augen zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?“, fragt der Psalmist aus dem Alten Testament (Ps 121,1). Die Berge waren lange Zeit ein Sinnbild für Bedrohung und Gefahr. In den Bergen hausten Banden und Ausgestoßene, Verbrechen und Wegelagerei drohten. Hilfe findet der Psalmist in der Gottesbegegnung: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.“ (Ps 121,2) Trotz der Gefahr durch umherziehende Banden kann man in den Bergen auch Gott begegnen, der die Menschen beschützt und begleitet.
Die Berge sind heute kein Ort mehr, an dem eine überdurchschnittlich hohe Kriminalität herrschen würde. Für mich sind die Berge jedoch immer noch – genau wie für den Psalmisten – ein Ort, an dem ich Gott begegnen kann. Als begeisterter Bergfreund unternehme ich viele Touren – kurze und lange, alleine oder in Gemeinschaft, leichtere oder schwierigere. Am meisten bleiben mir dabei jene Bergtouren im Gedächtnis, bei denen ich zum Sonnenaufgang am Gipfelstehen durfte. Die Müdigkeit zu überwinden und schon in der Nacht am Parkplatz loszugehen, fällt nicht leicht. Aber es lohnt sich!
Ein Geschenk Gottes
Oft wandere ich die ersten zwei Stunden nur im Schein der Stirnlampe. Aber auch wenn das anstrengend und zäh ist, der Blick auf die Lichternetze in den unter mir liegenden Städten entschädigt für alle Mühen. Irgendwann sieht man die ersten Zeichen des anbrechenden Morgens: Der Himmel verfärbt sich schön langsam und wird zuerst leicht grau, nur wenig später schon leuchtend farbig. Direkt am Horizont leuchtet ein roter Streif, darüber strahlt der Himmel orange, gelb und tiefblau. Mit diesem Bild vor Augen die letzten Meter zum Gipfel zurücklegen zu dürfen ist für mich ein großes Geschenk. Und ein Tag könnte nicht besser beginnen, als wenn am Gipfel die Morgensonne das Kreuz umstrahlt.