München – Die Erwartungen sind hoch und die Kommentare überschlagen sich: „Historische Reise“, ein „Meilenstein“ in den Beziehungen, ein „neues Kapitel im interreligiösen Dialog“. Zum ersten Mal besucht ein Papst die Arabische Halbinsel – genauer gesagt die Vereinigten Arabischen Emirate. Die sind ein religiös tolerantes Land, es herrscht relative Religionsfreiheit. Der Bau von Kirchen ist erlaubt und so können die 900.000 Katholiken – zumindest hinter der Pfarrhaustür – ihren Glauben frei leben. Und: Der Papst darf bei seinem Besuch eine große Messe feiern, zu der rund 120.000 Gläubige erwartet werden. Eine weitere Premiere in der Geschichte der Halbinsel.
Heißes Pflaster
Genau diese Toleranz will Franziskus stärken. Nichtmuslime genießen Freiheiten! Das soll nicht nur so bleiben, sondern ausgebaut werden. Der Vatikan stellt zwar klar: Der Papst will keine Politik machen! Ihm geht es um den Dialog und den Frieden zwischen Muslimen und Christen – die rund zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen. Doch Franziskus begibt sich auf ein heißes Pflaster und dementsprechend zurückhaltend ist das Programm: Nur zwei Ansprachen, keine Treffen mit Randgruppen oder Jugendlichen und öffentliche, kritische Appelle wird er sich wohl sparen.
Trotzdem: Franziskus ist nicht auf Kuschelkurs: Zum Beispiel hat er vor seiner Abreise den Krieg im Jemen angeprangert, in den die Vereingten Arabischen Emirate verwickelt sind. Er stellt sich für den Frieden und gegen jede Form von Abwertung – übrigens auch gegen alle, die den Islam abwerten.
Historische Chance
In Zeiten von Fundamentalismus, Gewalt gegen Christen und Vorurteile gegen Muslime ist das um so wichtiger: Franziskus setzt mit dieser Reise ein Zeichen für den interreligiösen Dialog, für Menschenrechte und Religionsfreiheit. Es ist eine historische Chance, die er hoffentlich nutzt, um den Menschen klarzumachen: Verständigung und Frieden zwischen Christen und Muslimen sind möglich. Und: Null Toleranz gegen jede Form von Gewalt im Namen Gottes.
Der hilft seinem Stellvertreter auf Erden übrigens auf seine Weise: Am Tag der Ankunft hat es in Abu Dhabi geregnet. Regen wird dort, so der Papst, als Segenszeichen verstanden. Das lässt doch hoffen…