München – Eigentlich ist es ja eine Jederfrau. Denn in der Inszenierung des Anna-Funk-Ensembles spielt Ulrike Dostal vom Gärtnerplatztheater die Hauptrolle: Die reiche Frau aus München, die bald stirbt und auf der Suche nach einer Begleitung ist, die sie mitnehmen kann, wenn sie vor Gottes Richterstuhl tritt.
Überhaupt ist viel München ist zu sehen in dem Stück von 1911, das die Regisseurin Anna Funk in die heutige Zeit versetzt hat: der Mietenwahnsinn, die dekadente Partygesellschaft mit ihren It-Girls und Musikern, die Ausbeutung osteuropäischer Arbeitskräfte, die Sinnfrage, wenn die biologische Uhr tickt und der Wert von Beziehungen sind die Themen, die das Stück so zeitgemäß machen.Und natürlich die Frage nach dem Glauben.
Der Tod steht auf dem Balkon
Hofmannstahls Text bleibt dabei fast unverändert, bis auf einige tagesaktuelle Bezüge. Und so erklingen in Sankt Maximilian seine bekannten Knittelverse. Der gesamte Kirchenraum wird zur Bühne. Pfarrer Rainer Schießlers Augen leuchten, wenn er davon erzählt, wie der Teufel hinter dem Tabernakel auftaucht oder der Tod auf dem Balkon in 13 Metern Höhe und eingehüllt in Nebelschwaden den Jedermann ruft. Ein Handwerker kommentiert im Stück die in der Kirche notwendigen Sanierungsarbeiten, die kein Bühnenbildner hinzaubern muss, weil die Schäden deutlich sichtbar sind.