Es ist Faschingszeit. Viele Menschen lieben es, sich zu verkleiden und einmal in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen. Selbst beim Seniorennachmittag in der Pfarrei ist das „Maschkara-Geh“ beliebt: Viele Seniorinnen und Senioren sagen mir, sie gäben nicht (mehr) viel auf den Fasching. Aber dennoch kommen die meisten wenigstens mit einem Hütchen oder auffälliger Kleidung zur gemeinsamen Feier in den Pfarrsaal. Irgendwie scheint es mir ein Bedürfnis im Menschen zu geben, wenigstens gelegentlich die eigene Persönlichkeit hinter einer Maske zu verstecken und vielleicht sogar eine Rolle einzunehmen, die man sonst nie ausleben kann. Ödön von Horváth wird der schöne Satz zugeschrieben: „Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“ Kann man es besser auf den Punkt bringen?
Im Alltag sind Masken allgegenwärtig
Auch im Alltag sind Masken allgegenwärtig. Ich denke an die Verkäuferin, die gerade um ihr krankes Kind besorgt ist, aber auch zum ekelhaftesten Kunden freundlich sein muss. Trägt nicht auch sie – bildlich gesprochen – eine Maske? Ich denke an den Finanzberater, der dem potenziellen Kunden Honig ums Maul schmiert, obwohl er ihn gar nicht ausstehen kann. Trägt nicht auch er eine Maske? Ich denke an eine Frau, die nur vordergründig nett und freundlich zur Nachbarin ist, dann aber schlecht über sie redet. Trägt nicht auch sie eine Maske? Masken sind nicht sichtbar, aber allgegenwärtig. Im Dienstleistungsbereich werden sie sogar erwartet. Man nennt das dann „Professionalität“.