Augsburg/München – Die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wird noch in diesem Jahr ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising veröffentlichen. "Ich wünsche mir sehr, dass das Gutachten Klarheit schafft bei Verantwortlichkeiten", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Das gilt selbstverständlich auch für meine Person und meine Verantwortungsbereiche." Marx fügte hinzu, er werde "nicht eingreifen und das Gutachten beeinflussen".
Fehler eingeräumt
Damit setzte sich der Münchner Erzbischof vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ab, der derzeit unter massiver Kritik steht, weil er ein solches bei derselben Kanzlei in Auftrag gegebenes Gutachten für sein Erzbistum unter Verschluss hält. Marx bezeichnete den dadurch für die katholische Kirche entstandenen Schaden als groß. "Die Wirkung dessen, was da passiert, ist für uns alle außerordentlich negativ." Mit Blick auf jüngste Aussagen Woelkis äußerte er zugleich seine Hoffnung, "dass sich Perspektiven zeigen, um aus dieser Situation herauszukommen".
Woelki hatte bei einer Online-Diskussion im Rahmen des Reformvorhabens Synodaler Weg am Freitag erstmals eigene Fehler im Umgang mit dem Gutachten eingeräumt. Im Anschluss gab er mehreren Medien Interviews, in denen er persönliche Konsequenzen nicht ausschloss. Zugleich warb er um Verständnis für seine Haltung. Nach wie vor vertraue er dem Urteil anderer Juristen, die das WSW-Gutachten für methodisch mangelhaft hielten. Daher hatte Woelki eine zweite Untersuchung beim Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben. Dieses soll am 18. März veröffentlicht werden. Dann sollen alle Interessierten auch Einblick in das WSW-Gutachten erhalten. (kna)