Herr Kardinal, haben die deutschen Bischöfe ihren Streit um den Kommunionempfang für Nichtkatholiken beigelegt?
Kardinal Marx: Wir haben jedenfalls aufregende Wochen der Diskussion hinter uns. Die werden auch nicht so schnell zu Ende sein, weil es um ein wichtiges Thema geht: Die Eucharistie ist für uns als Kirche der Schatz, den uns der Herr geschenkt hat. Da darf es nicht überraschen, dass es Diskussionen um diesen Kern unseres Glaubens und Lebens gibt.
Wie geht es in der Sache weiter? Die Handreichung heißt jetzt "Orientierungshilfe" und hat keinen Herausgeber. Wie verbindlich ist sie - und für wen?
Marx: Es ist kein normativer Text, es wird auch keine verbindliche Regel aufgestellt. Daran war auch nie gedacht. Das haben manche missverstanden. Diese Missverständnisse gab es schon bei der Debatte um die wiederverheiratet Geschiedenen. Es geht auch nicht um eine generelle Einladung zur Kommunion, da wurde vieles durcheinandergeworfen. Es geht um eine Hilfestellung für konfessionsverbindende Ehen, intensiv über ihren Glaubens- und Lebensweg nachzudenken, damit sie eine Entscheidung verantworten können, die nicht die Bischöfe oder Priester zu treffen haben, sondern die Eheleute in ihrem Gewissen in begründeten Einzelfällen. Eigentlich sind diese Kriterien auch eine Hilfestellung für alle, wenn sie sich die Frage stellen: Was bedeutet es, wenn ich zur heiligen Kommunion gehe? Was heißt kommunizieren?
Hat die in der ursprünglichen Abstimmung in der Bischofskonferenz unterlegene Minderheit diese Form der Veröffentlichung gebilligt?
Marx: Ja. Der Ständige Rat hat einmütig beschlossen, dass wir jetzt so verfahren.
Im Brief des Glaubenspräfekten Ladaria vom 25. Mai heißt es, der Papst sei "zu der Auffassung gekommen, dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist". Nun wurde es doch veröffentlicht, sogar offenbar mit Zustimmung von Franziskus, nachdem Sie noch einmal mit ihm gesprochen haben. Wie konnten Sie ihn dafür gewinnen?
Marx: Weil jetzt klar ist, dass es kein Text der Bischofskonferenz ist, und weil der weltkirchliche Aspekt der Thematik noch deutlicher geworden ist. Deshalb halten wir uns an den Wunsch des Papstes. "Nicht reif" heißt aber nicht, dass der Entwurf nicht zur Orientierung dienen kann und öffentlich bekannt gemacht wird. Inhaltlich hat Papst Franziskus das Papier auch nicht kritisiert. Aber auch unser Text ist insofern "nicht ausgereift", als dass damit alle Fragen letztgültig beantwortet wären. Nun sollen die Bischöfe in ihren Diözesen selber damit pastorale Akzente setzen, die sie für wichtig halten.