München - Diakon Willi Kuper und einige Väter ziehen noch die die Stangen des etwa vier Meter hohen Tipis zurecht. Verschiedene Gruppen aus dem Pfarrverband Sankt Heinrich und Sankt Stephan in München haben es als Teil der bundesweiten Sozialaktion „72-Stunden“ des katholischen Jugenddachverbandes BDKJ gebaut und mit Kindern aus der Inklusiven Grundschule an der Garmischer Straße bemalt, an die auch ein Kindergarten und ein Hort angeschlossen sind. Firmlinge haben den Boden planiert auf dem es jetzt steht und einen kleinen Weidenpfad angelegt, der zum Tipi hinführt. Mit dem aufgemalten Adler und der Sonne sieht es echt indianisch aus. Die Buben und Mädchen tragen Stirnbänder mit Federn, die Kinder aus der Pfarrei und dem inklusiven Kindergarten miteinander gebastelt haben. "Das ist viel schöner, wenn man das zusammen selber macht, als wenn man so etwas kauft“, erklärt die siebenjährige Leni.
Begegnungen, die es sonst nicht gäbe
Etwa 130 Jugendliche, Kinder und Eltern aus dem Pfarrverband sowie 100 Kinder aus der inklusiven Grundschule haben mitgeholfen, dass die 72Stunden-Aktion an diesem Ort verwirklicht wird. „Dadurch finden Begegnungen statt, die es sonst nicht gäbe“, sagt Diakon Kuper. Das Tipi habe nun seinen festen Standort im Schulgarten, „aber es wird auch beim Zeltlager des Pfarrverbandes aufgestellt und verbindet uns jetzt.“ Er erwähnt noch, dass schon ein gemeinsames Fußballturnier verabredet sei und geht dann schnell auf Kardinal Reinhard Marx zu, der gerade eingetroffen ist. Er ist Schirmherr der 72-Stunden-Aktion und will sich anschauen, was der BDKJ da auf die Beine stellt. Beeindruckt schlüpft er ins Tipi und begrüßt den Diakon und die Kinder mit einem Indianerruf, den sie erwidern. Natürlich wird an einem Indianer-Nachmittag auch getrommelt und Kardinal Marx sitzt im Kreis und schlägt im Takt mit.
Trommeln mit Miroslav Nemec
An seiner Seite ist aber kein Indianer, sondern ein Kommissar: „Tatort“-Ermittler Miroslav Nemec ist der Überraschungsgast. Er wohnt im Stadtviertel und seine Tochter besucht die inklusive Grundschule. Nun trommelt er mit dem Kardinal, der das grüne T-Shirt der 72-Stunden-Aktion trägt. „Hoch würdig und ganz toll “ findet Nemec den Besuch von Reinhard Marx und hält seinerseits das Maskottchen der 72-Stunden-Aktion, den „Stoppi“, vor die Kameras der versammelten Fotografen. „Super, was die Kirche da macht“, sagt er und plaudert dann noch mit dem Kardinal. Der hat aber nicht lange Zeit, denn er muss zum Interview. Die Kinder der Grundschule haben Fragen vorbereitet und zeichnen das Gespräch auf.
Interview mit Julius
Julius besucht die zweite Klasse und sitzt im Rollstuhl. Er moderiert die letzte Runde und fragt den Kardinal nach seiner „Karriere“ und der erzählt ihm, das er schon als Kind Priester werden wollte, so wie andere Schauspieler, Kommissar oder gleich beides. Julius ist sehr zufrieden mit dem Interview: „Er hat sehr gut geantwortet, und auch so, dass wir Kinder es verstehen.“ Und auch mk online gibt Kardinal Marx eine glasklare Antwort auf die Frage, warum denn die 72 Stunden-Aktion so wichtig ist: „Wir Christen wissen, dass es unser Lebensprogramm ist, in unserer Gesellschaft deutlich zu machen, was Nächstenliebe und Solidarität bedeutet und wenn wir da einschlafen und nicht aktiv sind, dann wäre ich sehr traurig.“ Sagt´s und wird dann von Julius an den Basteltisch geführt. Dort zeichnet er auf einem grünen Karton den Umriss der Kardinalshand nach, der ausgeschnitten wird: altes indianisches Freundschaftssymbol, zumindest bei der 72-Stunden-Aktion in der inklusiven Grundschule.