München – Am Freitag, 13. September, ist es soweit: Die Münchner Gruppe der „Fridays for Future“-Bewegung (FFF) präsentiert um 14 Uhr in der Katholischen Akademie in Bayern ihren Klimakatalog für die Kirchen: eine Seite mit Forderungen und Wünschen an uns, um ihr Anliegen zu unterstützen. Die Akademie hatte sie darum gebeten und war damit vermutlich die erste Einrichtung, die nicht wartete, bis die Bewegung vor ihrer Haustüre demonstrierte, sondern aktiv auf die Jugendlichen zugegangen ist, um sich mit ihren Vorstellungen auseinanderzusetzen. Genau dazu hatte das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit, dem die Akademie kürzlich beigetreten ist, vor wenigen Monaten in seinem Aufruf „Churches for Future“ aufgerufen: Fragt Eure FFF-Ortsgruppen, was sie von euch erwarten!
Freitagsdemo durch Schwabing
Dies soll nun am kommenden Freitag geschehen, bevor am Abend in München die „Nacht der Umwelt“ steigt: Die Freitagsdemo soll dafür eigens durch Schwabing geführt werden und gegen 12.30 Uhr an der Münchner Freiheit mit einer Kundgebung enden. Gleich im Anschluss ziehen dann einige FFF-Jugendliche direkt von ihrer Demo aus auf das Gelände der Akademie (Mandlstraße 23) und verkünden dort um 14 Uhr ihre Forderungen. Mit der Frage, wie die Kirche die Vorstellungen der Jugendlichen aufgreifen kann, werden sich im Anschluss prominente Referenten befassen: Professor Ottmar Edenhofer, weltweit prominenter Klimaforscher und Guardini-Preisträger der Akademie, beriet schon Papst Franziskus bei der Verfassung seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wird als zuständiger Bischof für die Weltkirche mitdenken, was es heißt, unserer globalen Verantwortung hier vor Ort gerecht zu werden. Die junge Autorin Christine Heybl wird ganz ohne Moralin aufzeigen, warum es sehr wohl etwas bewirkt, wenn der Einzelne zu der globalen Anstrengung seinen konkreten Beitrag leistet.
Klimaschutz als Thema im Gottesdienst
Was genau fordern die Jugendlichen von der Kirche? Zunächst einmal, dass die Kirche die FFF-Forderungen an die Politik unterstützt – ergänzt um die Einsicht, dass der Klimawandel auch als Asylgrund anerkannt werden muss. Spezifisch im eigenen Laden solle das Thema Klimaschutz regelmäßig in Gottesdiensten aufgegriffen und sogar in die Lehrpläne für den Religionsunterricht aufgenommen werden. Fast schon selbstverständlich nimmt es sich da aus, dass die Kirche auch ihr Liegenschafts- und Finanzmanagement auf Klimaneutralität auszurichten habe. Die fünf Punkte bieten jedenfalls genügend Stoff für spannende Diskussionen am kommenden Freitagnachmittag und weit darüber hinaus.
Glockengeläut zur Unterstützung
Punkt eins enthält übrigens eine echte Überraschung: Die Jugendlichen wünschen sich, dass ihre Freitagsdemos vom Geläut der Kirchenglocken unterstützt werden, „konkret erstmalig am 20. September beim nächsten globalen Klima-Streik“, steht in dem Papier, das unter www.fff-muc.de einsehbar ist. Glocken rufen traditionell die Gläubigen zum Gebet. Vielerorts wird dreimal am Tag der sogenannte „Angelus“ geläutet. Am Freitagmittag ist für viele der Frieden das wichtigste Gebetsanliegen. Was spricht dagegen, wenn sich begleitend zum politischen Engagement der jungen Menschen viele Christen auch spirituell der Bewahrung der Schöpfung widmen? Warum nicht für den Frieden zwischen der Menschheit und dem Rest der Schöpfung, für ein friedliches Miteinander aller Spezies auf unserem Planeten beten? Ich meine: Die Kirchen dürfen sich demütig darüber freuen, dass das Läuten ihrer Glocken bei Jugendlichen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung engagieren, noch ein so positives Image hat – und sie sollten nicht kleinlich sein, sondern mitmachen. Schließlich haben wir auch aus unserer ureigenen religiösen Haltung heraus ein Interesse daran, dass alle Menschen das Gebot der Stunde läuten hören. (Achim Budde, der Autor ist Direktor der Katholischen Akademie in Bayern.)