München – Die Galerie der Deutschen Gesellschaft für Kunst ähnelt einer Waschküche. Mitten im Raum steht eine Waschmaschine, darüber sind Wäscheleinen gespannt, an denen Kleidung hängt. Das Kunstwerk ist aber noch nicht fertig. Es verändert sich, denn bald werfen die Künstler die nächste Maschine an und hängen wieder Wäsche auf. Am Abend sieht das Kunstwerk dann wieder ganz anders aus.
Buntes Bild der Gesellschaft
Für die Rauminstallation „Waschgang“ haben die beiden Künstler im Vorfeld Kleider rund um Sankt Paul gesammelt: Liturgische Gewänder von Pfarrern und Ministranten, Alltagskleidung von Mitgliedern der Kirchengemeinde und von obdachlosen Wanderarbeitern, die häufig rund um die Kirche schlafen. Sie wollen mit ihrem Kunstwerk ein buntes Wäschebild der Gesellschaft des Bahnhofsviertels in der Galerie, die am Odeonsplatz, einer der teuersten Lagen Münchens, liegt, zeigen.
St. Paul wird zur Waschmaschine
Der Kirchenraum von St. Paul ist mit den Waschvorgängen in der Galerie verbunden. Dazu wird das Bild der Waschmaschinentrommel auf das große gotische Rosetten-Fenster über dem westlichen Eingangsportal der Kirche projiziert. Der Grundgedanke des Kunstwerks soll die Gegensätze von rein und dreckig zeigen, schnell kommen Assoziationen wie Reinigung und Umkehr auf. Für die ersten Besucher eine interessante Ausstellung, die auch für Diskussionsstoff gesorgt hat.
Kirche soll nicht zum Ausstellungsraum verkommen
Kunst und Kirche passen gut zusammen, meint der Leiter der Kunstpastoral im Erzbistum München und Freising, Ulrich Schäfert. Trotzdem bemühe er sich um große Sorgfalt in der Auswahl der Kunstwerke: „Wir wollen nicht, dass die Kirche ein Ausstellungsraum ist, weil eine Kirche immer ein Raum des Gebetes und ein spiritueller Raum ist.“ Jedes Kunstwerk, das dort gezeigt werde, trete mit dem Raum in Dialog und auch mit den Fragen des Raumes.
Kunst macht auf Probleme aufmerksam
Die Idee des Künstlerduos für St. Paul ist für Ulrich Schäfert gelungen. Sie hätten den Sozialraum ganz wertfrei beobachtet und geschaut, was man daraus machen könne. Das Ergebnis sei überraschend, andererseits aber auch so, wie er die Künstler kenne. Sie würden sich nicht scheuen, ihre Finger auch in offene Wunden zu legen. Rund um St. Paul sind zum Beispiel die obdachlosen Wanderarbeiter ein Problem, auf das aufmerksam gemacht werden sollte. Und die Kunstinstallation kann dabei helfen.