München – Irgendwo am Rand in der dritten oder vierten Reihe sitzen und wenn die Lesung, die Fürbitten oder die Wandlung ansteht, möglichst unauffällig nach vorne huschen, das Kreuzzeichen machen und seinen Dienst tun – so bin ich und viele anderen Lektoren und Kommunionhelfer es gewöhnt. Und ehrlich gesagt, fand ich das bislang ganz normal, zumal ich auch so während des Gottesdienstes noch gut meine Kinder beaufsichtigen konnte. Gerne trage ich zum Gelingen des Gottesdiensts bei, ungern falle ich dabei auf – das gebe ich offen zu.
Domzeremoniar Diakon Bernhard Stürber ist diese Einstellung nicht fremd. „Besonders Frauen sprechen sich oft dagegen aus, liturgische Kleidung zu tragen, wenn sie beispielsweise Lektorendienst haben“, erzählt er. Nicht etwa aus modischen Gründen (es gibt mittlerweile schöne, einfache Mantelalben, bei denen es keine Rolle spielt, ob Mann oder Frau sie tragen), sondern genau aus dem Grund, den ich soeben beschrieb: „nicht auffallen wollen“. Viele hätten eine Scheu vor „Uniformierung“, vermutet Stürber. Sie sprächen sich bewusst gegen eine Klerikalisierung des Laiendienstes aus.
Diakon Stürber würde sich das anders wünschen. Der Lektorendienst und auch das Austeilen der Kommunion seien liturgische Dienste und deshalb sei es auf jeden Fall angemessen, liturgische Kleidung zu tragen. Sie helfe, sich als Person zurück zu nehmen und zeige, wie wichtig dieser Dienst sei. Übrigens, so der Diakon, sei ein weißes Leistenhemd das Taufgewand aller Getauften und dürfe so von jedem getragen werden.
Auch sollten Lektoren und Kommunionhelfer liturgisch gesehen mit dem Pfarrer und den Ministranten einziehen und ebenfalls im Altarraum sitzen beziehungsweise stehen und am Ende des Gottesdienstes auch wieder mit ausziehen, sagt er.
Wichtiger Dienst
Den der Lektorendienst sei kein sekundärer Dienst zur „Verschönerung“ des Gottesdienstes, sondern unverzichtbar und gehöre zu den originären liturgischen Diensten. Die Wiederentdeckung des Lektorendiensts nach der Liturgiereform läge 50 Jahre zurück und so sei es an der Zeit, diese Dienste angemessen zu würdigen. Die Weigerung solche Gewänder zu tragen, stelle er sogar bei Wortgottesdienstleitern fest. Selbst hätte er schon Fortbildungen miterlebt, wo sich die Hälfte der Frauen dagegen aussprach, denn schließlich würden sie „nicht Pfarrer spielen wollen“.
Tatsächlich wisse er, so Stürber, dass die Ablehnung der liturgischen Kleider für Laien keineswegs in jeder Gemeinde von den Laien selbst ausginge. Er wisse, dass es einige Pfarrer gäbe, die damit „Probleme“ hätten. Ein Ministrant im Messgewand sei für diese in Ordnung, denn das seien schließlich Kinder und Jugendliche. Aber ein Erwachsener? In einigen Pfarreien würden auch die Kosten vorgeschoben. Einfache Alben jedoch seien nicht so teuer, dass dies ein Grund sein dürfe, so Stürber.
Er selbst würde sich auf jeden Fall wünschen, dass bald mehr Laien bei liturgischen Diensten entsprechende Kleidung tragen würden – mit Klerikalisierung habe das nichts zu tun.