Hirschberg – "Schloss Hirschberg ist Legende“. Nicht nur eingefleischte Fans der Jahreskurse für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Büchereien auf Schloss Hirschberg raunen fast schon ehrfürchtig diesen Satz. Auch langjährige Mitarbeiter des Sankt Michaelsbundes (SMB). Was ist dran am Mythos? Ich bin zum ersten Mal dabei auf Schloss Hirschberg, das über Beilngries im malerischen Altmühltal thront. Und, soviel sei jetzt schon verraten: Die Mischung macht’s.
„Hallo“ schallt es hier, „wie geht’s?“, hört man dort in der Eingangshalle. Munteres Gewusel beim Eintreffen der gut 150 Teilnehmer des zweiten Kurses, vorwiegend Damen übrigens. Neulinge wie ich werden nicht nur hier sofort integriert und geduldig eingewiesen, sondern später in der „Einsteigerrunde“ von den beiden Kursleitern Stefan Eß, dem geschäftsführenden Direktor des SMB, sowie Michael Sanetra, dem Leiter der Landesfachstelle, in kleinem Kreis mit einem Sekt willkommen geheißen. Lampenfieber, Schüchternheit, Zurückhaltung werden mehr und mehr überwunden.
Im Hörsaal lauschen derweil alle Teilnehmerinnen schockiert den Zahlen, die Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme der „Stiftung Lesen“, präsentiert. „7,5 Millionen Menschen in Deutschland, die zwischen 18 bis 65 Jahren sind, können weder lesen noch schreiben“, sagt Uehlein, „das sind 14,5 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland.“ Dagegen will die Stiftung mit ihrer neuen Kampagne „Es fängt mit Lesen an“ steuern. Bei Kindern und Teenies soll die Lust aufs Buch geweckt, ihnen deutlich gemacht werden, was ihnen Lesen alles bringen kann. „Den Vortrag fand ich genial“, freut sich Marina Esterer von der Stadtbücherei Neuötting, und sieht sich bestärkt, noch mehr für Bücher und Lesen zu werben.
Preisträger des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises
Mucksmäuschenstill bleibt es gut eineinhalb Stunden, als Comic-Künstler Reinhard Kleist Ausschnitte seiner aufrüttelnden Graphic Novel „Der Traum von Olympia“ per Beamer an die Wand wirft. „Meine Freunde haben mich gewarnt, das wird ein Flop“, beginnt Kleist seinen Vortrag. Sie hatten Unrecht. Die Graphic Novel wurde im vergangenen Jahr mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Kleist erzählt auch, wie er mit dem Fernsehsender ARTE und dem Skizzenblock in der Hand in den Nord-Irak gereist ist, um Flüchtlingslager zu besuchen. Marianne Brucker, von der öffentlichen katholischen Bücherei St. Zeno in Isen, ist begeistert. „Ich bin eigentlich kein Comic-Fan“, gibt sie zu, „aber jetzt ist bei mir der Funke übergesprungen, ich werde diese Graphic Novel Schülern der Klassen 1 bis 9 vorstellen.“ Brucker ist, wie ich, zum ersten Mal dabei, „fühlt sich bereits ein bisschen zu Hause“ und ist „überwältigt vom Angebot“. Marisol Sundermann, von der Gemeindebücherei Altes Rathaus Holzkirchen, nickt zustimmend. „Ich bin ein alter Hase hier“, lächelt sie, „für mich ist Hirschberg das Highlight des Jahres. Die Vorträge sind einfach klasse – wo bekommt man sonst Kontakt zu Comic-Zeichnern?“ Beide schwirren weiter, um andere kennenzulernen, Bekannte zu treffen. In der Halle vor dem Speisesaal sind viele Tische schon besetzt, es wird gelacht, geratscht, Ideen werden ausgetauscht.