München – Als ein Hoffnungszeichen für die Zukunft, dass der Hass niemals die Liebe besiegen könne – so will Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg den neuen Gedenktag „Selige Märtyrer von Dachau“ verstanden wissen. Im gut besuchten Münchner Dom hat er diese diözesane Eigenfeier, die seit heuer am 12. Juni im liturgischen Kalender steht, feierlich gleichsam eingeführt. Schon beim Einzug wurden die Namen der 56 Seligen, darunter viele polnische Priester, verlesen. Sie stünden stellvertretend für die zahllosen Opfer, mahnte Stolberg und rief die 6 Millionen ermordeten Juden sowie die 50 Millionen Kriegsopfer ins Gedächtnis.
Konzentrationslager war größte Pfarrei Europas
Man feiere diesen Gedenktag, weil das Konzentrationslager Dachau auf dem Gebiet des Erzbistums lag und weil Dachau in der Geschichte der Christenheit das größte Priestergefängnis war, das es jemals gab, so der Weihbischof. Er zitierte den KZ-Häftling und Jesuitenpater Johannes Maria Lenz, der das Konzentrationslager die größte Pfarrei Europas nannte: „Priester wurden aus Ihren Seelsorgegebieten herausgerissen und waren nun Seelsorger Europas geworden, Menschen aus 34 Diözesen und 24 Nationen waren hier versammelt.“ Stolberg erinnerte an die 2.579 katholischen Geistlichen, von denen 1.000 das KZ nicht überlebten. Er gedachte aber auch der evangelischen, griechisch-orthodoxen und altkatholischen Priester, der Ordensleute und der Laien. „die dort gequält und erniedrigt wurden“.
„Die Seligen Märtyrer von Dachau machen deutlich, dass diese Zeit nicht nur eine Zeit der Barbarei war, sondern auch eine Zeit, in der es immer wieder Lichtstrahlen gab.“ Der Weihbischof zitierte Überlebende, die von dem selbstlosen Einsatz der Priester und Laien berichteten, die oftmals die eigenen Brotrationen abgetreten und Kranke gepflegt haben.
Die Münchner Dommusik gestaltete den Gottesdienst mit der „Dachauer Messe“, die der Benediktinerpater Gregor Schake 1944 als Häftling im Konzentrationslager komponiert hat. Ein Häftlingschor hat das Werk im September 1944 erstmals gesungen. Heute ist es weitgehend vergessen, die bisweilen düstere Melodie mag auch ein Grund dafür sein.