Ingolstadt – Es war kein malerischer Ort, den die deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung wählten: Ein Tagungshotel am Rand eines alten Arbeiterviertels im Norden von Ingolstadt. Vom obersten Stockwerk fiel der Blick auf Industrie-Anlagen und die Autobahn. Das passte zu dem nüchternen Hauptthema Finanzverwaltung, das gar nicht auf der Tagesordnung stand. Anlass war der Skandal im gastgebenden Bistum Eichstätt. Durch unseriöse Immobiliengeschäfte ehemaliger Mitarbeiter kann es bis zu 48 Millionen Euro seines Anlagevermögens verlieren. Als „Asche-Wolke“ sei der Vorfall über dem Treffen gestanden, wie es Bischof Gregor Maria Hanke ausdrückte. Zwar führt jede Diözese ihren Haushalt in Eigenverantwortlichkeit, doch die Vorkommnisse in Eichstätt erschütterten die gesamte Bischofskonferenz: Denn jeder Oberhirte weiß, wie schwer Kontrolle und Transparenz bei den Bistumsfinanzen zu gewährleisten sind und wie schnell ein neuer Skandal passieren kann. Im Erzbistum München und Freising habe die Umstellung auf eine moderne Buchhaltung und die Offenlegung mehrere Millionen gekostet, erläuterte Kardinal Reinhard Marx bei der abschließenden Pressekonferenz der Vollversammlung.
Finanzkontrolle kostet
Es werde „völlig unterschätzt, was das bedeutet, eine solche Eröffnungsbilanz aufzumachen“. Letztlich sei dadurch aber deutlich geworden, dass Vermögen und Einnahmen auf die kirchlichen Aufgaben bezogen seien und nicht einfach „Spielgeld des Kardinals“. Trotz der Kosten und des Aufwands habe die Umstellung seinem Erzbistum „eher gut getan“. Es fehlten aber vergleichbare Kriterien für alle Bistümer, was die Kontrolle der Finanzen angeht. Diese solidarische Zusammenarbeit, „können wir nicht mehr aufschieben“, erklärte Kardinal Marx. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz kündigte an, in den entsprechenden Gremien „aufs Tempo zu drücken“.
Aber auch seelsorgerliche Fragen beschäftigten die Bischöfe. Mit großer Mehrheit haben die Bischöfe eine Handreichung verabschiedet, die im Einzelfall und nach intensiven Gesprächen mit einem Seelsorger, den Kommunionempfang konfessionsverschiedener Ehepartner empfiehlt. Kardinal Marx machte deutlich, dass damit vor allem den Priestern eine offizielle Hilfestellung gegeben wird, um sie bei dieser Frage „nicht allein zu lassen“, und wie wichtig ihm persönlich diese Empfehlungen sind: „Der Ehemann kann zur Kommunion kommen, die Ehefrau nicht - das kann zu einer Gefährdung des Glaubens führen.“
Dialog mit Mittel- und Osteuropa
Trotz der aktuellen Ereignisse warf die Vollversammlung auch einen Blick über Deutschland hinaus. So widmete sie einen Studientag dem Dialog mit den Kirchen in Ost- und Mitteleuropa. Experten aus Polen und Tschechien machten deutlich, wie hart diese Länder um ihre Unabhängigkeit und Souveränität kämpfen mussten. Wer das weiß, kann das Nationalbewusstsein dieser Staaten besser verstehen, das bei der Frage der Aufnahme von Flüchtlingen auch zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den deutschen und den mittel- und osteuropäischen Bischöfen geführt hat. Pfarrer Christian Hartl, Hauptgeschäftsführer von Renovabis, erkannte auf dem Studientag ein „Informationsdefizit“ auf beiden Seiten. Das in Freising ansässige katholische Osteuropa-Hilfswerk sieht er dabei in einer „Vermittlerrolle“, um zwischen den Kirchen wieder eine gemeinsame Gesprächsbasis zu finden. Einen weiteren Schritt hat Kardinal Marx angekündigt: Er will im Sommer einen Besuch im polnischen Danzig machen.
Münchner Vertreter für Jugendsynode
Bei der großen Bischofssynode in Rom, die sich im Oktober mit dem Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ auseinandersetzt, ist der Erzbischof von München und Freising dagegen nicht dabei. Dort wird der Jugendbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stefan Oster aus Passau, zusammen mit zwei weiteren Bischöfen vertreten sein. Es sei eine „drängende Angelegenheit“, dass die Kirche die Verbindung zu den nachwachsenden Generationen nicht verliert, sagte Oster gegenüber mk online. Bei „Berufung“ gehe es nicht allein um den Priesternachwuchs, sondern wie ein Mensch zu einer religiösen Entschiedenheit findet, so „dass er sagt, ich bin auch als Journalist, als Bankangestellte oder als Metzgermeister gläubig und steh' da meinen Mann oder meine Frau.“
Das Treffen bereitet eine sogenannte Vorsynode vor, die auch mehrere hundert Jugendliche aus der ganzen Welt mitgestalten. Am Rande der Vollversammlung wurde bekannt, dass der Vatikan dazu auch einen Priesterseminaristen und den Vertreter einer geistlichen Gemeinschaft aus München eingeladen hat.
Noch mehr junge Leute kommen aus dem Erzbistum München und Freising schon in den Sommerferien nach Rom. Dann pilgern 5.000 Ministranten bei einer internationalen Wallfahrt in die Ewige Stadt. Insgesamt nehmen daran 70.000 Messdiener aus aller Welt teil, gab die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Ingolstadt bekannt.