München – Es ist Januar. Die stressige Weihnachtszeit ist vorbei, der Terminkalender quillt nicht mehr ganz so über, die Tage werden ganz allmählich auch wieder länger – da sollte eigentlich die Stimmung steigen. Bei einigen Menschen ist das aber nicht der Fall. Sie fühlen sich jetzt erst recht müde und antriebslos. In der Arbeit geht ihnen alles schwer von der Hand, am Feierabend sind sie kraftlos und haben an nichts Freude. Sie haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis und oft gesteigerten Appetit. Das können Anzeigen eines „Winterblues“, bzw. einer sogenannten „saisonal-affektiven Störung “ sein.
Ursachen für den Winterblues:
Die Ursache ist tatsächlich oft das fehlende Tageslicht. Die Zahlen zeigen auch, dass es in Nordeuropa deutlich mehr Fälle gibt, als beispielsweise in Spanien.
Aber auch jeder elfte Deutsche ist betroffen. Was kann man dagegen tun. „Abwarten, dass die Tage wieder länger werden und die Depression damit von allein verschwindet ist keine gute Idee“, sagt Anjeli Goldrian von der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Erzbistums München und Freising. Ein Betroffener sollte sich umgehend Hilfe suchen, meint die Psychologin.
Feststellen des Winterblues
Erste Anlaufstellen seien der Hausarzt oder eine Beratungsstelle, wie die EFL. Nur ein Fachmann könne feststellen, ob es sich „nur“ um eine „Winterdepression“ handle oder eine andere Form der Depression vorläge. Tatsächlich seien die Symptome unterschiedlich, so dass ein ausführliches Anamnesegespräch bei einem Fachmann für die genaue Diagnose notwendig ist.
Hilfe bei Winterblues
Die Behandlungsmethoden seien beim Winterblues vielfältig. Vielen Menschen helfe eine Lichttherapie. Diese könne beim Arzt oder zuhause erfolgen, eine Eigentherapie sollte aber mit Arzt oder Therapeut abgesprochen sein. Bei hoher Lichtintensität der Lampe(ab 10 000 Lux) reicht eine halbe Stunde am Tag aus, um einen stimmungsaufhellenden Effekt zu erzielen.
Auch lange Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft wirken sich positiv auf die Stimmung aus. Am besten wäre es dabei, so die Psychologin, sich mit Freunden zu verabreden, damit der gute Vorsatz auch in die Tat umgesetzt wird. Soziale Kontakte sind wichtig, um aus der Isolation zu kommen und helfen wie alle anderen erwähnten Maßnahmen auch präventiv. Genauso kann es, so Goldrian, vorbeugend sinnvoll sein, sich bewusst zu machen, dass der Winter auch für unseren Körper ursprünglich eine „Ruhepause“ war und es sinnvoll ist „einen Gang zurück zu schalten“.
Auch eine naturheilkundliche Behandlung mit hochdosiertem Johanniskraut unter ärztlicher Anleitung kann sinnvoll sein. In schweren Fällen ist auch bei der saisonal-affektiven Störung eine herkömmliche medikamentöse Therapie notwendig und empfehlenswert.
Fachkundige Hilfe
Ab einer mehr als zweiwöchigen Niedergeschlagenheit ist es wichtig fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nach wie vor sind psychischen Krankheiten wie Depressionen ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, deshalb gilt es Menschen zu ermutigen über Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit zu sprechen. Sätze wie „reiß Dich zusammen“ oder „so schlimm ist es doch gar nicht“ sind nicht hilfreich, sondern verstärken eher die Krankheit. Falsche Scham bei den Betroffenen und der Gedanke „Das wird im Frühling sicher von selbst besser“ führend dazu, dass die Erkrankung oft erst nach Jahren diagnostiziert wird und eine lange, unnötige Leidenszeit für die Betroffenen entstehen kann.
Hier finden Sie Hilfe
Die Ehe- und Familien- und Lebensberatungsstelle des Erzbistums München und Freising kann hier eine gute erste Anlaufstelle sein.