Tagsüber geht es in der Münchner Bahnhofsmission sehr lebhaft zu. Menschen sitzen im Aufenthaltsraum, essen Brote, trinken Tee und ruhen sich aus. Andere warten draußen im Eingangsbereich auf die Beratung bei einer Sozialarbeiterin. Da ist die Frau mit Demenz, die nicht mehr zurück in ihr Heim findet oder der junge Mann, der kein Geld und keinen Schlafplatz hat. Die ökumenische Hilfestation an Gleis 11 im Münchner Hauptbahnhof ist eine Anlaufstelle bei allen möglichen Problemen: Brieftasche verloren, psychische Probleme, Obdachlosigkeit und vieles mehr.
Schutzraum für Frauen
Nach 21 Uhr aber ändert sich das Gesicht der Bahnhofsmission. Die letzten Gäste werden nach draußen gebeten, der Speiseraum leergeräumt und die Eingangstür verschlossen. Nun ist die Bahnhofsmission ein Schutzraum für Frauen, die obdachlos sind, vor häuslicher Gewalt fliehen oder auf Reisen am Bahnhof gestrandet sind. Zwei Ehrenamtliche kümmern sich um sie, geben aber natürlich durch ein Fenster am Eingang weiter Essen und Trinken aus.
Wie viele Frauen in einer Nacht in die Bahnhofsmission kommen, das ist ganz unterschiedlich. Bis zu acht Frauen finden Platz. Einige melden sich im Vorfeld an, sie können aber auch ganz spontan vorbeikommen. Nach einer kurzen Überprüfung der Personalien dürfen sie dann eintreten, wenn sie kein Hausverbot haben oder sonst etwas gegen sie vorliegt. Dann führen die Mitarbeiter ein kurzes Gespräch, um zu erfahren, warum die Frau zur Bahnhofsmission gekommen ist.
Wenig Ausweichmöglichkeiten
„Es gibt einfach nicht so viele Auswahlmöglichkeiten, wenn man ein Bett für eine Nacht braucht“, sagt Julia Christl, die ehrenamtlich in der Bahnhofsmission Nachtschichten macht. „In die Bayernkaserne wollen viele nicht, weil sie verständlicherweise lieber nur unter Frauen sein wollen, wenn sie vor häuslicher Gewalt fliehen.“
Das Angebot der Bahnhofsmission ist also auf kurzfristige Hilfe angelegt. Bettina Spahn, die katholische Leiterin, denkt aber weiter. Sie möchte ein Angebot schaffen, bei dem sie die Frauen so lange beraten kann, bis sie längerfristig in eine Einrichtung kommen oder sogar zurück zu ihrem Lebensmittelpunkt. „Damit würden wir in eine Lücke gehen.“
§§11 Das Münchner Kirchenradio (MKR) stellt in der Sendung „Total Sozial“ jede Woche einen der vielen sozialen Verbände im Erzbistum München und Freising vor. Sie helfen mit die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern: Integration, Pflege, Inklusion, Jugendhilfe und viele mehr.