München – Kirchliche Gebäude“, sagt Diözesanbaumeister Christian Stumpf und schiebt seine Brille ein wenig zurecht, „sind keine beliebigen Bürokomplexe, Fabrikgebäude oder Wohnblöcke, sondern besitzen einen ganz individuellen und sehr eigenen Charakter. Daher bedürfen sie zur Bewertung auch einer Gesamtschau.“ Was fast ein wenig philosophisch klingt, hat jedoch einen ganz praktischen und höchst arbeitsintensiven Hintergrund: Stumpf hat zusammen mit Susanne Birk, der Leiterin des Ressorts „Bauwesen und Kunst“ im Erzbischöflichen Ordinariat, und seinen Mitarbeitern eine wahre Herkulesaufgabe in den vergangenen Monaten bewältigt: Seit Anfang Februar wurden rund 400 Bauprojekte im gesamten Erzbistum nach einem neu entwickelten Priorisierungsverfahren vor Ort besichtigt und neu bewertet.
Neues Verfahren hat sich bereits bewährt
Um eine differenzierte und einheitliche Systematik zu erzielen, arbeiteten verschiedene Fachstellen im Ordinariat und den Regionen zusammen. Bauvorhaben wurden nun nach baufachlicher, pastoraler, kunsthistorischer und wirtschaftlicher Relevanz bewertet. „Wir arbeiteten hierbei mit starken und genaueren Parametern als in der Vergangenheit sowie einem transparenten Punktevergabesystem mit festgelegter Gewichtung“, erläutert Stumpf. „Dieses neue Verfahren war anfangs auch für uns ungewohnt, ein echter Lernprozess. Es hat sich aber sehr gut bewährt.“ Auf diese Weise konnte ein enormer über die Jahre aufgelaufener Stau an Bauanträgen aus den Kirchenstiftungen – manches Schreiben datierte acht bis zehn Jahre zurück, etliche hatten sich, wie nun herauskam, sogar schon „überlebt“ – effektiv und effizient abgearbeitet und auf einen aktuellen und transparenten Stand gebracht werden.
Pastorale Orte
„Im Besitz des Erzbistums und der Kirchenstiftungen befinden sich circa 7.000 Bauwerke, darunter Kirchen, Pfarrheime, Pfarrhäuser, Kindertagesstätten, Schulen und Bildungseinrichtungen. Sie sind Begegnungs- und Sammelorte für Menschen und dienen dazu, die Grundvollzüge von Kirche zu ermöglichen. Der Erhalt und gegebenenfalls der Neubau von solchen Orten ist mit einem sehr hohen finanziellen personellen und organisatorischen Aufwand verbunden. Die vergangenen Jahre haben und gezeigt, dass eine Neuausrichtung des diözesanen Bauwesen dringend nötig ist; unter anderem auch deshalb, weil bei Bauplanungen der Gesamtbedarf der Erzdiözese zunehmend in den Blick genommen und eine differenzierte Bewertung von Projekten vorgenommen werden muss.“ Aus dem Brief von Generalvikar Prälat Peter Beer und Finanzdirektor Markus Reif an die Pfarrer und Kirchenverwaltungen.