Markt Schwaben – Der Benediktinermönch und die TV-Moderatorin präsentieren sich im Partnerlook: Abt Eckert trägt einen schwarzen Habit und Nina Ruge ein schwarzes Kostüm. Auch sonst harmonieren die beiden. Jeder der beiden hat nur ein schmales Holzpult vor sich, auf dem sie sich abstützen können. Sie stehen nahe beim Publikum, reden frei und unbefangen miteinander. Es ist ein Glaubensgespräch oder eine Predigt im Dialog.
Ihre Eltern hätten ihr keinen Halt im Glauben vermittelt, erzählt Nina Ruge. Der Vater habe als "Halbjude" das Nazi-Regime überlebt, die Mutter eine schwere Krebskrankheit überwunden, sie wollten nach dem Krieg etwas aufbauen und ihren Kindern eine Zukunft geben: „Da sprach man nicht darüber, wie es dir geht, sondern wie kannst du etwas leisten.“ Das Leben in der harmonischen und erfolgreichen Familie richtete sich „nach außen und nicht nach innen“. Schon als Jugendliche spürte Nina Ruge deshalb den Mangel, „nur halb zu sein“ und die Sehnsucht nach einem spirituellen Gegenstück in ihrem Leben. Zeitweise hat sich die gelernte Biologielehrerin deshalb sogar für die indische Baghwan-Sekte interessiert. „Wo lernt man Spiritualität?“, frägt sie Abt Johannes, der aufmerksam zuhört. Und er macht deutlich, dass auch der Eintritt in einen Orden keinesfalls das Ende eines geistlichen Weges ist, sondern der Anfang: „Mönch ist man nicht, sondern wird es sein ganzes Leben lang.“ Vielleicht habe er es durch die festen Gebetszeiten leichter, zu sich und auch zu Gott zu finden. Als seelsorgerlicher Begleiter, erlebe er aber gerade die verunsicherten und zweifelnden Ratsuchenden als wichtige Gesprächspartner, weil sie seine eigene Sehnsucht nach Gott neu wachrufen und vertiefen würden.
Besondere Momente
Es sind solche Momente, die das Besondere der Sonntagsbegegnungen in Markt Schwaben deutlich machen. Da ist zu spüren, wie 250 Besucher im Unterbräu innehalten. Und die Dialogpartner vorne an den Stehpulten dem anderen auch mit dem Herzen zuhören. Da findet die TV-Moderatorin und Schriftstellerin in Abt Johannes einen Seelenverwandten und der eine ernsthafte Gottsucherin. Eine prominente Frau, die nach und nach ihren geistlichen Kompass entdeckt, aber nur teilweise in der Kirche.
Jubiläum für die Sonntagsbegegnung
Das Gespräch zwischen Nina Ruge und Abt Johannes war bereits die 90. Schwabener Sonntagsbegegnung. Es ist ein kleines Jubiläum. Altbundeskanzler Gerhard Schröder oder der ehemalige Ministerpräsident Günther Beckstein und viele andere waren bereits da. Egal ab Kirchenleute, Kabarettisten oder Kanzler: Nach Markt Schwaben kommen sie alle. Und das ohne Honorar: „Also mit Geld motivier´ ich die nicht“, sagt Bernhard Winter. Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde und Psychotherapeut hat die Sonntagsbegegnungen vor gut 25 Jahren ins Leben gerufen und seitdem unermüdlich weitergeführt. Politische und gesellschaftliche, religiöse und kulturelle Themen will er in der Marktgemeinde im Osten Münchens ins Gespräch bringen, das Denken in Bewegung bringen und Einstellungen verändern. Immer um 11.15 Uhr, damit man zuvor den Sonntagsgottesdienst in der nahegelegenen Kirche besuchen kann.