München – Der Rücktritt von Mesut Özil aus der Fußball-Nationalmannschaft hat erneut eine öffentliche Debatte über Integration und Rassismus in Deutschland in Gang gesetzt. Als Begründung für seinen Rückzug nannte Özil am Sonntag in seinen Stellungnahmen in den sozialen Netzwerken rassistische Anfeindungen von einigen Fans und der DFB-Spitze, nachdem er im Mai mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografiert worden war. Besonders DFB-Präsident Reinhard Grindel griff der Fußballer des FC Arsenal scharf an und bezeichnete ihn als inkompetent. Zugleich kritisierte Özil auch einen Sponsor der Nationalmannschaft, der sich von ihm losgesagt hätte, sowie deutsche Zeitungen, die ihn für rechtsgerichtete Propaganda benutzt hätten.
"Jeder holzt rein"
In der Causa Özil würden viele unterschiedliche Dinge miteinander vermischt, analysierte der bayerische Sportpfarrer Martin Cambensy im Gespräch mit mk online. "Man muss wirklich unterscheiden zwischen der sportlichen Dimension, also, ob er gut oder schlecht gespielt hat", so Cambensy, und der politischen Dimension des Erdogan-Fotos sowie der gesellschaftspolitischen Frage nach dem Gelingen von Integration "oder dem Rassismus gegenüber Deutsch-Türken". Er bedauere die Entwicklung der Ereignisse rund um den 92-fachen Nationalspieler, "und dass jetzt natürlich jeder reinholzt, so gut es geht", sagte Cambensy im Hinblick auf öffentliche Wortmeldungen nach dem Rücktritt.