Rom/München - Klickzahlen auf entsprechenden Internetseiten und erste Studien belegen es: die Coronapandemie befeuert den Konsum von Darstellungen sexueller Ausbeutung an Kindern und reale Missbrauchstaten. Für den Jesuitenpater Hans Zollner vom Centre for Child Protection (CCP) ein Grund zur Sorge. In der neuesten Folge des Podcasts Würde.Leben weist der Präsident des kirchlichen Kinderschutzzentrums in Rom auf diese Entwicklungen hin. Durch staatlich angeordnete Ausgangsbeschränkungen, Kurz- und Heimarbeit seien Kinder und Jugendliche Missbrauchsverbrechen besonders im familiären Umfeld noch stärker ausgeliefert als sonst. „Es ist natürlich schwerer, sich Hilfe zu suchen, wenn die Täter ständig in der Nähe sind“, so Pater Zollner. Diese fühlten sich zudem weniger beobachtet und in ihrem Tun noch sicherer als vor der Pandemie: „Die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht mehr in den Kindergarten oder in die Schule, Lehrer oder Erzieher haben gar keine Chance mehr, Anzeichen von Missbrauch zu erkennen.“
Täter mit mehr Zeit und unter Stress
Die Täter stünden zudem selbst unter den Bedingungen des Lockdowns, „sind unausgelastet oder gestresst, das senkt die Hemmschwelle und steigert das Risiko.“ Schon im vergangenen Sommer hätten Studien in Spanien und Italien ergeben, dass die gemeldeten Fälle etwa um etwa ein Drittel gestiegen seien. „Dabei müssen wir aber von einer extrem hohen Dunkelziffer ausgehen.“ Ebenso beunruhigt den Präventionsexperten, „dass die Zugriffe auf Internetseiten mit Darstellungen sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt an Kindern deutlich zugenommen haben“. Weltweite Erhebungen gehen von einer Verdoppelung bis Verdreifachung solcher Seitenaufrufe seit dem Beginn der Pandemie aus.