Rosenheim – Sabrina Krause ist 35 Jahre alt und hat eine zweijährige Tochter. Die Rosenheimerin hat eine Ausbildung im Gastgewerbe gemacht. Doch in der Branche mit einem kleinen Kind einen Job zu bekommen, da seien die Chancen gleich null, meint sie. Auf einer Infoveranstaltung des Arbeitsamts hat sie vom Projekt „Meine Chance“ erfahren und sich entschlossen nochmal eine Ausbildung zu machen. Sie will Kinderpflegerin werden und kann die Ausbildung in Teilzeit absolvieren.
„Ich freue mich auf die Schule“
Von Januar bis Juni hat Sabrina Krause ihr Vorpraktikum in der AWO-Kinderkrippe Erlenau in Rosenheim gemacht, seit Anfang Juli drückt sie wieder die Schulbank. Sie macht einen Lehrgang, um sich auf die Prüfung zur Kinderpflegerin vorzubereiten. Nach der praktischen Arbeit freut sich die Auszubildende sehr auf die Schule und die theoretischen Hintergründe, um zu erfahren warum was passiert. Die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft bieten den Lehrgang an, jeden Tag von 8 bis 13 Uhr.
Gleiche Inhalte in kürzerer Zeit
Die Fortbildungszentren bieten in Rosenheim als einzige an, sich in Teilzeit auf die Prüfung vorzubereiten. Seminarleiterin Valeria Lerche gibt zu, dass das Programm etwas gestrafft sei. Schließlich müssten die Teilnehmer dieselben Inhalte lernen wie die auf einer Vollzeit-Pflegeschule. Aber die meisten gehen mit viel Elan an die Sache ran. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Rund 80 Prozent schaffen die staatliche Prüfung zum Kinderpfleger.
Bayerische Staatsregierung unterstützt
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hat das Projekt „Meine Chance“ 2015 mit finanzieller Unterstützung der bayerischen Staatsregierung gestartet. Derzeit sind rund 50 Frauen im Programm, an drei Standorten in Bayern. Sie wollen in der Kranken- oder Kinderpflege arbeiten, Zahntechnikerin werden oder im Büro arbeiten. In welche Richtung sie sich orientieren, legen sie mit den Projektbetreuerinnen vom SkF fest.
Projektbetreuerinnen stehen mit Rat und Tat zur Seite
In Rosenheim kümmert sich Cornelia Berchtenbreiter um das Projekt „Meine Chance“. Mit jeder Teilnehmerin klärt sie individuell wo ihren Stärken liegen, wofür sie sich interessieren und wo es auch noch Schwachpunkte gibt. So müssen einige noch den für eine Ausbildung nötigen Schulabschluss nachholen oder ihre Sprachkenntnisse verbessern. Wichtig ist vor allem auch, die Kinderbetreuung zu organisieren.
Unternehmen sind noch skeptisch
Das Gesetz eine Ausbildung auch in Teilzeit absolvieren zu können, gibt es zwar schon seit 2005. Aber es bei vielen Unternehmen noch zu wenig bekannt, kritisiert der SkF. Auch Cornelia Berchtenbreiter stößt manchmal an ihre Grenzen. In Rosenheim und Umgebung würde kaum ein Betrieb die Teilzeitausbildung kennen, viele seien noch nicht bereit eine Teilzeitausbildende einzustellen.
Teilzeit bedeutet 25 bis 30 Stunden
Franziska Meszaros koordiniert das Projekt für ganz Bayern. Derzeit sind die Orte Rosenheim, Nürnberg und Aschaffenburg dabei. Eigentlich ist „Meine Chance“ sowohl für Alleinerziehende Frauen als auch Männer gedacht, aber bisher haben sich nur Frauen gemeldet. Immer wieder stößt die Projektleiterin auf den Vorbehalt, Teilzeitausbildende können man nicht brauchen, sie seien ja kaum da. Dabei heißt Teilzeit nicht automatisch nur die halbe Arbeitszeit, die meisten arbeiten 25 oder 30 Stunden pro Woche.
Erste Absolventinnen im kommenden Jahr
Die ersten Frauen, die erfolgreich das Projekt „Meine Chance“ durchlaufen können im kommenden Jahr fertig sein. Auch Sabrina Krause macht im Frühjahr ihre Prüfung zur Kinderpflegerin. Und kann dann hoffentlich im neuen Job wieder richtig durchstarten. Bis dahin steht ihr Projektbetreuerin Cornelia Krause weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Und freut sich, wenn noch mehr junge Eltern den Schritt wagen, eine Ausbildung in Teilzeit zu machen.
Das Projekt „Meine Chance“ läuft in Rosenheim, Nürnberg und Aschaffenburg. Es gibt übrigens keinen Stichtag wann so eine Ausbildung in Teilzeit beginnen kann. Wer sich dafür interessiert kann sich direkt an den Sozialdienst katholischer Frauen in Bayern wenden.
Ansprechpartnerin ist: Franziska Meszaros Telefon: 089 53 88 60-17 meszaros@skfbayern.de