München/Augsburg – Soeben ist das Oktoberfest abgesagt worden und darum hat Andi Dräger wenig Zeit. Er ist Schausteller, hat einen großen Imbisstand und ein Kinderkarussell, das er mit seinem Schwiegervater in der vierten Generation betreibt. Es wird sich in diesem Jahr wahrscheinlich auf keinem Volksfest mehr drehen, weder auf der Wiesn noch auf der Auer Dult am Münchner Mariahilfplatz. „Vielleicht noch auf der Kirchweihdult im Herbst“ hofft der Unternehmer, aber so recht kann er selbst nicht daran glauben.
Und gerade weil alles ausfällt, hat er jetzt wenig Zeit: „Denn ich versuche jetzt irgendwo einen dauerhaften Standplatz für meinen Imbisswagen zu bekommen und frage überall an“, erklärt er am Telefon, „damit ich wenigstens meine laufenden Kosten decken kann“. Lager- und Wartungskosten, TÜV-Gebühren oder der Kredit für einen neuen Imbisswagen, „damit wir wettbewerbsfähig bleiben“, das alles schlägt gewaltig zu Buche. „Da sind die 5000 Euro Soforthilfe nicht viel“, sagt Dräger. Er sorgt sich auch um seine rumänischen Mitarbeiter, die sonst während der Saison bei ihm angestellt sind und „jetzt keinen Cent verdienen“.
Trost und Mut
Es ist ein Kummer, den der Dominikanerpater Paul Schäfersküpper zurzeit jeden Tag hört. Noch bis zum September ist er offizieller Schaustellerseelsorger für Schwaben und Oberbayern. Seit rund 20 Jahren feiert er Gottesdienste in Bierzelten, hört Beichte zwischen Achterbahn und Autosooter und begleitet seine Gemeinde auf dem Plärrer in Augsburg genauso wie auf dem Herbstfest in Rosenheim, die aber in diesem Jahr genauso ausfallen wie die Wiesn.
„Die Schausteller brauchen jetzt natürlich Zuspruch und das Bewusstsein, da ist jemand für uns da“, erzählt der Ordensgeistliche, der in einem Augsburger Kloster lebt. Per Telefon, E-Mail oder What´s App hält er Verbindung mit seiner fahrenden Gemeinde, die sonst um diese Jahreszeit in ganz Bayern und Deutschland auf Volksfesten und Märkten unterwegs ist.