München – Wenn Pfarrer Daniel Lerch den Schutzanzug anlegt, ist das schon so etwas wie Routine. Er hält eine genaue Reihenfolge ein, die besonders wichtig ist, wenn er die Schutzkleidung wieder auszieht: „Nach jedem Teil der Ausrüstung, das wir ablegen, führen wir eine komplette hygienische Händedesinfektion durch“. Alles, was er dabei hat, muss im Krankenzimmer entsorgt werden - auch das kleine Döschen, in dem er das Krankenöl mit sich führt oder das DINA5-Blatt, auf dem die Gebets-Rituale abgedruckt sind: Rituale für Krankenkommunion, Krankensalbung, Sterbesegen und Gebet am Totenbett. Weil jeder Besuch nach diesen strengen Regeln abläuft, hat Pfarrer Lerch auch kaum Angst, sich anzustecken.
Der Seelsorger, vermummt mit Brille, FFP2-Maske und Schutzanzug ist für Außenstehende vielleicht ein seltsames, wenn nicht gar verstörendes Bild. Für die Patienten sei das aber eine Selbstverständlichkeit, wie bei Krankenschwestern und Ärzten auch, meint der Leiter der Einsatzgruppe Seelsorge, Thomas Hagen. Der Focus liege eben auf der Begegnung Seelsorger-Patient und dabei sei wichtig, wie man auf den Schwerstkranken zugehe, die innere Haltung. „So gelingt Berührung auch mit Handschuh, so gelingt Begegnung auch mit Schutzanzug.“
Gut ausgebildet, bestens ausgerüstet
Wie der Münchner Krankenhausseelsorger Lerch haben auch gut 40 andere Seelsorgerinnen und Seelsorger im Erzbistum eine gezielte Ausbildung nebst Prüfung durchlaufen, um den freiwilligen Besuchsdienst bei den Corona-Kranken leisten zu können. Auf dem „Lehrplan“ standen Ablaufpläne für den Notfall genauso wie hygienische Fragen, kirchenrechtliche und pastorale Fragestellungen.
Hintergrund ist das Bestreben, in Zeiten der Corona-Pandemie eine seelsorgerliche Begleitung Sterbender und Schwerstkranker zu gewährleisten. Und das auch für Patienten, die nicht ohnehin in Krankenhäusern durch dortige qualifizierte Seelsorger betreut werden, erklärt Thomas Hagen, Leiter der Hauptabteilung Lebensumstände und Lebenswelten des Erzbischöflichen Ordinariats München. Recht schnell habe das Erzbistum eine funktionierende Einsatzgruppe aufgestellt, auch deshalb, weil sehr viele Menschen bereit gewesen seien, mitzuarbeiten, als die Idee im Raum stand. Dabei habe das Projektteam den Vorteil gehabt, von der Situation in Italien zu lernen und genügend Zeit zu haben, die Gruppe gut aufzubauen.
Thomas Hagen ist im Erzbistum für die Krankenpastoral zuständig und hat zusammen mit seinem Stellvertreter Diakon Andreas Müller-Cyran die Gruppe aus Priestern, Diakonen, Gemeinde- und Pastoralassistenten zusammengestellt: „Das Wichtigste ist, dass sie motiviert sind und bereit, sich in diese Situation zu begeben, auch wenn das eine persönliche Gefährdung bedeutet, was nie ganz auszuschließen ist.“ Mit dem Einsatz der Seelsorger komme die Kirche ihrem Grundauftrag nach, und bemühe sich gleichzeitig, die Mitglieder der Einsatzgruppe bestmöglich zu schützen.