München – Normalerweise geht der erste Blick von Theresia Lipp morgens auf ihr Handy: Wer hat geschrieben? Was gibt es Neues bei Facebook? In den nächsten Wochen soll das anders sein. Die 24-jährige Studentin verzichtet in der Fastenzeit bewusst auf die Facebook-Nutzung, in der Hoffnung „mehr Zeit für andere Sachen zu haben“. Und sie wollte es sich auch nicht zu einfach machen, denn Fastenzeit bedeutet für sie auch auf etwas zu verzichten, was „weh tut“. Bisher ist sie noch nicht schwach geworden. Obwohl es immer wieder eine Versuchung sei, wenn sie Mails von Facebook bekommt, die darauf aufmerksam machen, dass jemand etwas Neues gepostet hat, sagte sie mk online. Auch als sie letztens bei einem Kollegen nochmal etwas nachfragen musste, weil sie die Info, die sie benötigte, nur im Facebook-Chat hatte. Etwas unangenehm sei es ihr schon gewesen, nochmal nachzufragen, schließlich hätte sie sonst einfach schnell nachgeschaut. Doch es wäre halt nicht anderes gegangen.
Keine Freundschaften fasten
Bisher läuft die Facebook-Abstinenz bei der Studentin richtig gut. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie ihren Verzicht vorbereitet hat. So hat sie bevor sie „offline“ ging, einen Post abgesetzt, in dem sie ihrer Freunde informierte, dass sie die nächste Zeit über Facebook nicht erreichbar ist. Außerdem hat sie vorher gecheckt, ob sie von ihnen auch andere Kontaktdaten außerhalb von Facebook hat. Denn es war ihr wichtig, dass sie zwar „Facebook aber nicht Freundschaften fastet“, sagte die Theologie-Studentin.
Laut einer Forsa-Umfrage fastet jeder Zweite in Deutschland. Fast jeder Vierte will in der Fastenzeit ganz oder zeitweise online abschalten - und zumindest im Privatleben auf Smartphone, soziale Netzwerke und Internet verzichten. Das Online-Fasten sei besonders bei den 18- bis 29-Jährigen beliebt. (KNA)
Vor der Fastenzeit habe sie oft das Gefühl gehabt, zu wenig Zeit für Dinge zu haben, zum Beispiel zum Basteln. Doch sie sehe nun, wenn sie all die Zeit, die sie zwischendurch auf Facebook verbringt, zusammenrechnen würde, hätte sie genug Zeit für all das. So hat sie jetzt zum Beispiel begonnen, ein Bild für ihr Patenkind zu basteln. Sie hofft, dass sie sich auch nach der Fastenzeit weiter daran erinnert, wie einfach es sein kann, auf Facebook zu verzichten. Auch hofft sie, dass sie bewusst auf Facebook schaut. Bevor sie ihr Handy automatisch zur Hand nimmt, will sie versuchen zu überlegen, wofür sie die Zeit besser nutzen könnte. (kas)