Diese Kirche wurde 1892 bis 1906 nach Plänen von Georg von Hauberrisser im neugotischen Stil errichtet. Er hat auch das Neue Münchner Rathaus und Sankt Anna entworfen. Alle drei sind Bauwerke im neugotischen Stil. Kirchenführerin Barbara Hartmann betont aber, dass es sich dabei nicht um Münchner Gotik handle: Münchner Gotik sei Backsteingotik, wie der Dom. Dieser Baustil sei aber zur Zeit von Haberrissers nicht pompös und imposant genug gewesen. Die Gotik von Haberrissers sei eine Interpretation der französischen und rheinischen.
Finanziert wurde der Bau von Sankt Paul unter anderem durch Spenden der Besitzer der umliegenden Grundstücke. Die Ludwigvorstadt war als nobles Villenviertel geplant und den Grundbesitzern wurde gesagt, dass die Grundstückspreise durch so ein prächtiges Bauwerk in der Nachbarschaft steigen würden. Seinen Namen erhielt Sankt Paul analog zu Sankt Peter, auf dessen Pfarrgebiet das neue Gotteshaus lag.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Sankt Paul stark beschädigt. 1960 erlangte die Kirche traurige Berühmtheit: eine von der Air Force als Passagiermaschine eingesetzte Convair C-131D Samaritan streifte die Spitze des Hauptturms der Paulskirche und stürzte auf eine Straßenbahn. 52 Menschen kamen dabei ums Leben. Heute steht die Kirche, in der häufig sakrale Kunst ausgestellt wird, stark in Verbindung mit dem Oktoberfest. Jedes Jahr zur Wies´n werden die Tore von Sankt Paul geöffnet, damit Menschen für ein Gebet, oder einfach um Ruhe zu finden, hineingehen können. Auch der Turm ist zu dieser Zeit häufig geöffnet und bietet ein tolles Oktoberfestpanorama und perfekte Möglichkeiten für Fotografen.
Wer sich Sankt Paul selbst genauer anschauen möchte, die nächste Führung "Kirche plus" vom Münchner Bildungswerk gibt’s am Mittwoch 14.08 um 10 Uhr. Treffpunkt direkt in Sankt Paul an der Theresienwiese. Kosten: 8 Euro.
Kirchenführungen des Münchner Bildungswerks (pdf)