München – Als Stammgast begrüßte der Vorsitzende des Münchner Presseclubs, Peter Schmalz, Kardinal Reinhard Marx. Am Ende jeden Jahres nimmt er dort Stellung zu aktuellen Kirchenthemen. Dabei hat er auch ein Stammpublikum: der Saal im Presseclub war bis auf den letzten Platz gefüllt mit altgedienten Journalisten und aktuellen Berichterstattern. Besonders bewegt hat den Erzbischof von München und Freising die „Verschärfung der Tonlage in unserer Gesellschaft“. Die will Kardinal Reinhard Marx zumindest in seiner Diözese nicht einfach hinnehmen. Zwischen Landshut und Berchtesgaden sollen in den Gemeinden „Foren in Gang kommen“, die „möglichst viele miteinander ins Gespräch bringen“. Es gehört zu seinen Grundüberzeugungen, dass die Kirche einen ausgleichenden gesellschaftlichen Auftrag wahrnehmen muss. Gravierende Meinungsverschiedenheiten hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz aber auch im Kreis seiner Mitbrüder erlebt.
Ansehensverlust für Bischöfe
Die Auseinandersetzung um den Kommunionempfang bei konfessionsverschiedenen Ehepartnern sei ein „Fiasko“ gewesen. Einige Oberhirten hatten eine von der Bischofskonferenz mit deutlicher Mehrheit angenommene Handreichung abgelehnt und sich deswegen an den Papst gewandt. Dadurch entstehe der Eindruck einer in sich zerstrittenen und nicht kommunikationsfähigen Kirche und das habe Folgen: „Das Ansehen der Bischöfe sinkt – rapide – auf diese Art und Weise.“ Dem Ansehensverlust der Kirche will Kardinal Marx mit Reformschritten begegnen, „die tiefer gehen“ und die „Bischofskonferenz dafür gewinnen“. Die Themenfelder sind dem Münchner Erzbischof dabei klar: Die kirchliche Sexualmoral, die Ausbildung der Priester sowie die klerikale Macht. Es gehe nicht an, dass „wir Kleriker meinen, wir sind eigentlich die Kirche“.
Gewaltenteilung im Münchner Ordinariat
Gerade das habe das Zweite Vatikanische Konzil überwinden wollen. Deshalb seien „die Kontrolle und das Teilen von Macht“ in der Kirche notwendig. Im seinem Erzbistum will er mit einer solchen Gewaltenteilung vorangehen. „80 Prozent seiner Tätigkeit, hat mir Generalvikar Beer berichtet, kann auch ein Laie übernehmen.“ Darum schreibt das Erzbistum 2019 die Stelle eines Amtschefs für die Verwaltung der Diözese aus. Der ungewöhnliche Schritt „wird uns alle neu herausfordern“, dazu zähle auch, die Kompetenzen kirchenrechtlich sauber zu klären: „Ich möchte natürlich nicht, dass sich Generalvikar und Amtsleiter nicht vertragen und dann alles bei mir landet.“ Kardinal Marx kann sich Laien aber auch in ganz anderen Bereichen als Chefs vorstellen: „Selbstverständlich ist es möglich, dass auch ein Laie eine Kurienbehörde leitet.“ Dass der Stammgast das so deutlich sagte, überraschte selbst manchen im Stammpublikum.