München – Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Küche, Bad. „Und alles mit Fenster“, sagt Helmut Bauer und grinst. Er dreht sich einmal um die eigene Achse in seiner kleinen Einraumwohnung. Sein Reich. Endlich. Mit einer eigenen Tür, die er schließen kann.
Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Da war Helmut Bauer ganz unten angekommen. Er war obdachlos und drogenabhängig. Wenn er von der Zeit erzählt, spielt er gedankenverloren mit dem Anhänger seines Wohnungsschlüssels. Mit 13 Jahren kam er zum ersten Mal in Kontakt mit Drogen. Heroin, Pervitin. „Es war eine sehr intensive Phase.“ Später heiratet Helmut Bauer. Als seine Frau schwanger wird, hört er mit den Drogen auf. Alles hätte gut werden können. Doch Helmut Bauer ist krank. In seiner intensiven Drogenphase hat er sich mit Hepatitis C infiziert. Leberentzündung. Die Therapien zogen sich und „waren sehr übel“. Und Helmut Bauer musste wieder Medikamente nehmen. Viele Medikamente. Er rutschte wieder ab. Und landete wieder bei den Drogen.
Hilfe aus der Krise
Eine Betreuerin erzählt ihm schließlich vom Haus an der Knorrstraße des Katholischen Männerfürsorgevereins München, einer Einrichtung der Wohnungslosenhilfe. Helmut Bauer bewirbt sich und bekommt einen Platz. Von nun an hat er sein eigenes, möbliertes Zimmer, mit eigner Dusche und Toilette. Er bekommt Essen, sogar Kleidung. Helmut Bauer kann endlich zur Ruhe kommen. Das gefällt ihm. „Man hat einen Rückhalt und man ist nicht alleine.“ 50 andere Männer in ähnlicher Situation leben mit ihm im Haus. Eine kleine Gemeinschaft, die sich gegenseitig Halt gibt.
Katholischer Männerfürsorgeverein
Der Katholische Männerfürsorgeverein München e.V. ist ein caritativer Fachverband in der Erzdiözese München und Freising. Dem Auftrag seines Gründers Adolf Mathes folgend, wendet sich der Verein an wohnungslos, arbeitslos, suchtkrank und straffällig gewordene Männer. Er betreibt 20 stationäre, teilstationäre und ambulanten Einrichtungen sowie Wohnungen – darunter das Haus an der Knorrstraße.
Kontakt: Knorrstraße 26, 80807 München, Tel. 089/358982-0, Fax 089/358982-60
Und Helmut Bauer bekommt professionelle Hilfe – medizinisch, psychologisch. Er beginnt eine Drogenersatztherapie. Und er fängt an zu malen. Hinterglasbilder. Das hat er früher schon gerne gemacht. Dann lernt er töpfern. Mit den Händen etwas zu formen, das ist eine neue Erfahrung für den 63-Jährigen. Es tut ihm gut. Er liebt es, sich kreativ ausleben zu können. „Das spiegelt alles wider, die Erfahrungen, die man draußen macht mit irgendwelchen Dingen, macht man hier mit kreativen, da ist oft deutlich sichtbarer oder noch schöner zu erkennen. Wenn man hektisch ist und schnell macht, wird’s nichts.“