Velden an der Vils – Prozessionsfahnen oder Fenstertücher zu Fronleichnam – das ist den meisten Menschen noch bekannt. Blumenteppiche vor den Altären und entlang des Prozessionswegs würden seit einigen Jahren hingegen häufig durch normale Teppiche ersetzt, bedauert Andreas Steinhauser. Deshalb veröffentlichte der Landshuter Jugendseelsorger die Internetseite über das vergessene Brauchtum. Mehr Menschen sollten sich wieder an das Legen von Blumenteppichen herantrauen und eine Homepage sei eine gute Möglichkeit, darüber zu informieren, sagt Steinhauser.
Kuriose Ratschläge
Und tatsächlich lassen sich dort hilfreiche Tipps – mitunter auch kuriose, wie das Fixieren der Blüten mit Haarspray – finden. Auch bekommt man Antwort darauf, welche Blumen oder Motive geeignet sind. Nicht nur Symbole wie die Taube für den Heiligen Geist, sondern auch biblische Darstellungen lassen sich legen. Die Skizzen, die als Hilfestellung auf der Seite zu sehen sind, ließ sich Steinhauser von Ehrenamtlichen mit langjähriger Erfahrung zusenden. Deutschlandweit, besonders aus der Region um den Bodensee, aus Bayern und sogar aus Österreich kämen positive Rückmeldungen und Fotos der fertigen Kunstwerke.
Schon seit seiner Jugend pflegt Andreas Steinhauser diesen Brauch. Allerdings sei er als Mann eher ein „Exot“ und zunächst nur für das Sammeln der Blumen zuständig gewesen. Später durfte er dann das Motiv aussuchen und vorzeichnen, was er auch dieses Jahr zusammen mit Firmbewerbern macht. Das sei „gut für das Gemeinschaftsgefühl“ und besonders Jugendliche seien stolz auf die gelungene Arbeit. (Paula Reicheneder)
Update 10.06.2020: Zwar müssen die Prozessionen Corona bedingt ausfallen, aber Blumenteppiche gibt es natürlich trotzdem – und auch trotz des Regenwetters. "Am einfachsten ist es", erklärt Steinhäuser, "die Teppiche in Garagen oder wie wir in Velden gleich in der Kirche aufzubauen". Zum Transport soll man eine Folie über den Teppich ziehen. "Bei den milden Temperaturen halten die Blüten das ganz gut aus", sagt der Seelsorger. Vieleicht müsse man aber ein paar dann austauschen und die Blüten ein wenig anfeuchten.
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie "Fest des Leibes und Blutes Christi". Er leitet sich ab aus dem Althochdeutschen. Dabei steht "vron" für "Herr" und "licham" für "Leib". Mit dem Fest erinnern die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. Die heutige Sinngebung des Festes geht vom Bild des wandernden Gottesvolkes aus, dessen Mitte Christus ist, das "Brot des Lebens". In Prozessionen tragen Geistliche Monstranzen mit der als Leib Christi verehrten Hostie durch die Straßen. (kna)
Der Beitrag wurde erstmals am 10. Juni 2020 veröffentlicht. Zuletzt aktualisiert am 17. Juni 2019.