Eurasburg – An vielen Ecken wird gehämmert, geschweißt, montiert, gestrichen. Die Vorbereitungen für die Öffnung der diesjährigen Ausstellung im Kloster Beuerberg bei Eurasburg liefen die letzten Tage auf Hochtouren, damit am 30. Mai die ersten Besucher kommen können.
Zum fünften Mal ist das ehemalige Kloster der Salesianerinnen Schauplatz für eine umfassende Ausstellung über Aspekte des Ordenslebens. Die Schau widmet sich dem Kernthema des klösterlichen Lebens, nämlich den Tugenden. Sie trägt den zunächst etwas verstaubt anmutenden Titel „Tugendreich“. Dahinter verbirgt sich jedoch die topaktuelle Frage, nach welchen Werten man sein Leben ausrichten will.
Corona rückt Tugenden in den Fokus
"Diese Frage ist durch die Coronakrise wieder in den Mittelpunkt gerückt“, erläutert Dr. Christoph Kürzeder, der Direktor des für die Ausstellung verantwortlichen Diözesanmuseums Freising. „In den letzten Monaten musste sich jeder von uns mit dem Thema beschäftigen, was wirklich relevant ist für das eigene Leben. Und wir mussten und müssen uns damit auseinandersetzen, welche Herausforderungen auf unsere Gesellschaft zukommen.“
Die Entwicklungen der letzten Wochen, die bei der Planung der Ausstellung noch nicht absehbar waren, haben die menschlichen Tugenden in den Fokus Vieler gerückt. Für das Klosterleben ist das Einlassen auf die Tugenden essenziell. Die Ordensleute legen bei der Ewigen Profess ein öffentliches Gelübde ab, dass sie ihr Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam verbringen werden. Wegen des Bezugs zum Evangelium nennt man diese drei Tugenden auch Evangelische Räte. Daneben spielen in der Ausstellung die christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung sowie die Kardinalstugenden Weisheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Mäßigung eine wesentliche Rolle.
Tugend und Laster
„Die Besucher sollen sich mit diesen Begriffen auseinandersetzen und überlegen, welche Bedeutung diese Tugenden für das eigene Leben haben“, erläutert Christoph Kürzeder. Den ersten Denkanstoß erhält man bereits vor der Klosterpforte. Im Innenhof verweist eine Hand auf einem großen Schild in Richtung Eingang. Darauf ist zu lesen: „Tugend kann zum Laster werden.“ Auch im Inneren wird man an interaktiven Stationen immer wieder zur intellektuellen Auseinandersetzung mit den Tugendbegriffen angeregt.
Eine ehemalige Klosterzelle, auf deren Türrahmen der Begriff „Gerechtigkeit“ steht, wurde beispielsweise zu einem Gerichtsraum umgebaut. Die Besucher können dort Platz nehmen und sich selbst über authentische Rechtsfälle, die auf einem Display beschrieben werden, ihr Urteil bilden. Dabei erfährt man: Es ist gar nicht so einfach, Recht zu sprechen und Gerechtigkeit walten zu lassen.
In einem anderen Raum befinden sich Miniaturen von typischen Klosterräumen, die für eine Tugend stehen. Die Hauskapelle beispielsweise ist ein Symbol für die Gottesliebe. In einem Klostergang stößt der Besucher auf Stelen mit Tugendbegriffen. Auf den Rückseiten sind die Laster, die sich aus einer überzogenen Anwendung dieser Tugenden ergeben können: den positiven Begriffen wie Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit stehen zum Beispiel Eigenschaften wie Hochmut, Neid und Geiz gegenüber. Damit wird deutlich: Jede Tugend kann auch ins Laster kippen.