Vieles an der Diskussion rund um den Synodalen Weg erinnert an Koalitionsverhandlungen in der Politik. Dort ringen die Parteienvertreter um Positionen und Schwerpunkte. In der Kirche sind es die Bischöfe. Auch wenn sie das Ziel, Kirche wieder stärker in der Gesellschaft zu verankern, eint. Die Vorstellungen, wie man dahin kommt, könnten kaum unterschiedlicher sein. Die einen wollen die Kirche und das System ein Stück weit offener gestalten. Denken laut über Frauenordination nach oder über die Lockerung des Zölibats. Die anderen sehen als die zentrale Frage: Die Neuevangelisierung.
Die einen werden als Modernisten abgestempelt, die anderen als erzkonservativ. Dabei liegen die Unterschiede oft nur im Detail. Das zeigte sich auch wieder, als in Fulda die Bischöfe über die Satzung des synodalen Weges diskutierten. Nicht ganz ein Viertel hat gegen die Satzung gestimmt, in der unter anderem festgehalten ist, wie Beschlüsse zustande kommen und wie verbindlich diese sind. Knackpunkte dabei waren die Befürchtung, es gebe durch das ein oder andere Ergebnis einen deutschen Sonderweg, und die Besorgnis einiger, die Diskussionen würden in Strukturfragen der Kirche verhaften.
Jetzt ist die Satzung nochmal angepasst worden. Die Ortsbischöfe entscheiden selbst, ob sie die Reformen umsetzen oder nicht. Und wenn die oberste deutsche Laienvertretung ZdK dem Papier zustimmt, kann es im Advent losgehen mit dem synodalen Weg.
Eine große Chance für die Kirche in Deutschland. Denn viele Menschen sehnen sich nach spiritueller Geborgenheit, nach Orientierungshilfen für das Leben und nach einer Möglichkeit, Sorgen und Nöte anzusprechen und loszuwerden. Allerdings haben sie oft ein Problem mit der Institution. Eine Umfrage des „Stern“ hat vor einigen Wochen gezeigt: Jesus gilt als einer der Helden von morgen. Er hat es unter die Top 3 geschafft! Probleme haben dagegen viele mit dem Bodenpersonal, wie es so schön heißt. Und genau das hat ab dem Advent mit dem synodalen Weg die Möglichkeit, das Image aufzupolieren. Zu zeigen: Wir kümmern uns um die Sorgen und Nöte der Gläubigen. Denn dazu gehören auch die Fragen nach dem Zölibat, nach dem Seelsorgermangel oder auch nach der Sexualmoral der Kirche. Auf keine der Fragen wird es abschließende Antworten geben. Aber Wünsche können formuliert werden und in Rom beim Vatikan eingebracht werden. Denn einen deutschen Sonderweg wird es auch nach diesem Prozess nicht geben.