Es klingelt an der Tür. Davor steht eine Frau oder ein Mann und bittet freundlich um eine Spende für die Caritas. So oder so ähnlich wird es in den nächsten Wochen in vielen Gemeinden ablaufen. Denn die traditionelle Caritas-Sammlung geht wieder los. Zwei Mal im Jahr, im Frühling und im Herbst, gehen Ehrenamtliche von Tür zu Tür, um für die vielen Einrichtungen, Dienste und Projekte Geld zu sammeln.
Gute Ergebnisse
Nach wie vor machen die Einnahmen aus der Caritas-Sammlung einen großen Teil der Spenden beim größten Sozialverband in Oberbayern aus. Im vergangenen Jahr kamen in der Erzdiözese mehr als 4,6 Millionen Euro zusammen. 60 Prozent davon gehen an den Caritasverband, der damit jeweils Projekte in der Region finanziert, und 40 an die Pfarrgemeinden, mit denen zusammen die Caritas die Sammlung organisiert.
Das gesamte Spendenvolumen belief sich 2018 auf 12 Millionen Euro. Julia Schäfer ist beim Diözesan-Caritasverband für das Thema Spenden zuständig und freut sich über die Zahlen. „Das ist ein gutes Ergebnis. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Wettbewerb größer wird.“ Das Spendenvolumen in Deutschland steige zwar, es gebe aber immer mehr Initiativen und Projekte, für die Menschen spendeten. Da müsse sich auch die Caritas behaupten und die Menschen weiterhin überzeugen, dass die Caritas das Geld für sinnvolle Zwecke einsetze.
Verschiedene Spender
„Die Gruppe der Spender ist bei uns bunt gemischt“, berichtet Schäfer. Grundsätzlich seien aber die Menschen über 70 Jahre in der Überzahl. „Wir haben langjährige Stammspender mit kirchlichem Hintergrund, die aus christlicher Menschenliebe 'ihrer' Caritas Geld spenden und die Menschen vor Ort unterstützen möchten.“ Dann gebe es noch diejenigen, die schon Angebote der Caritas wahrgenommen haben und dort etwas zurückgeben möchten. Zum Beispiel Eltern, deren Kinder in einem Kindergarten der Caritas waren. Eine dritte Gruppe seien Menschen oder Unternehmer, denen es wichtig sei, dass Einrichtungen in ihrer Region unterstützt werden.
Um sicher zu gehen, dass Spenden bei den Menschen ankommen, denen man sie zugedacht hat, dafür hat Julia Schäfer einen Tipp: Konkreten Verwendungszweck angeben. Am liebsten ist es Schäfer und ihren Kollegen aber sowieso, wenn der Zweck so allgemein wie möglich formuliert ist, zum Beispiel „Für arme Menschen“. Dann können sie das Geld da einsetzen, wo es am dringendsten gebraucht wird. Über die Caritas hinaus sollte man immer darauf achten: Hat die Organisation, der ich Geld geben will, ein Spendensiegel, zum Beispiel das Siegel vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)?
Vor jeder Sammlung findet ein Auftaktgottesdienst mit Kirchenkollekte für die Anliegen der Caritas statt. Der Gottesdienst zur Herbstsammlung 2019 findet am 29. September 2019 um 10:30 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen statt. Zelebriert wird er von Kardinal Reinhard Marx, Caritaspräses Augustinus Bauer und Pfarrer Robert Hof.
Neue Herausforderungen
Trotz der großen Konkurrenz im caritativen Bereich findet Julia Schäfer, dass es viele gute Gründe gibt, ihrem Verband Geld zu spenden. „Wir haben so viele Dienste, die vor allem Menschen am Rande der Gesellschaft zugutekommen, und zwar hier bei uns in der Region.“ Schuldenberatung, Gemeindecaritas oder soziale Beratungen gehören dazu, aber auch die Tafeln für Bedürftige. Das alles sei aber meist nicht komplett refinanziert. Hierfür wird deswegen die Hälfte der Spendengelder aufgewendet. Ein weiteres Viertel der Spendengelder braucht die Caritas für innovative Ideen, wenn zum Beispiel ein Projekt für Kinder und Jugendliche gestartet werden soll. Und das restliche Viertel geht an die vielen Einrichtungen der Caritas, zum Beispiel für Menschen mit Behinderung oder Pflegebedürftige.
Für diese ganzen Dienste sind die Einnahmen aus der Caritas-Sammlung natürlich unverzichtbar. Doch trotz der guten Zahlen aus dem letzten Jahr sind die Herausforderungen groß. Oft fällt es immer schwerer, Menschen zu finden, die freiwillig von Haus zu Haus gehen. Alternativ werden dann Spendenbriefe verschickt. „Die Resonanz darauf ist gut“, sagt Julia Schäfer. Darüber hinaus ist es eine ihrer Aufgaben, neue Spendenformen zu erschließen. Ein Feld ist dabei das so genannte Fundraising. Dabei geht es darum, per Mail oder Newsletter Spenden zu generieren, Kooperationen mit Unternehmen und Stiftungen zu schließen und neue Mitglieder für den Caritasverband zu werben.
Junge Menschen erreichen
Generell spielt die digitale Welt beim Thema Spenden eine immer größere Rolle: Eine moderne Homepage bauen, Projekte auf Social-Media-Kanälen vermarkten oder auch mit dem so genannten „Crowdfunding“ online eine bestimmte Summe Geld für ein ganz bestimmtes Projekt sammeln. „Noch sind die herkömmlichen Formen wie die Caritas-Sammlung am wichtigsten“, sagt Julia Schäfer. „Aber wir müssen uns jetzt auf die anderen Formen einlassen, um auch junge Menschen zu erreichen.“