München – „Jetzt kommt schnell mit in die Apotheke, da bekommt man doch immer einen Traubenzucker“, versuche ich meine Kinder zu überreden mitzugehen. Als wir danach, ich froh, dass ich meine Halstabletten holen konnte, meine Kinder stolz den Traubenzucker auspackend vor der Apotheke stehen denke ich: „Mist, wieder vergessen, dass wir eigentlich gesagt haben, sie sollten in der Fastenzeit auf Süßes verzichten.“
Zwischen Ahnungslosigkeit und Begeisterung
Kurz vor Beginn der Fastenzeit hatten wir darüber gesprochen, auf Süßigkeiten zu verzichten. Meine Fünfjährige hat noch keine rechte Vorstellung davon, wie lange 40 Tage sind, mein Achtjähriger war begeistert. Jedoch findet er auch schnell einige Hintertürchen: „An Geburtstagen machen wir aber ´ne Ausnahme.“ „Ja, machen wir“, sage ich. Eigentlich ideal – Mama, Papa und Opa haben in der Fastenzeit Geburtstag, zwei seiner besten Freunde auch. „Und, wenn wir in der Schule, wenn wir alle fleißig waren, was aus der Süßigkeitenkiste bekommen, dann darf ich das doch auch essen, oder?“ fragt er weiter. Ich denke nach: „Mhm, ja vermutlich wäre das schon gemein und ausgrenzend, wenn die ganze Klasse ein Stück Schokolade genießt und er sitzt daneben.“ Also stimme ich zu, in der Hoffnung, es gibt nicht jeden Tag so eine Belohnung.
Keine starren Regeln
Manchmal ist es auch für uns schwierig, die Grenzen zu ziehen. Ist Marmelade erlaubt, obwohl Nutella verboten ist? Geht mal eine Mehlspeise wie Kaiserschmarrn? Ohne Kinder war ich da rigoros mit mir selbst, jetzt bin ich gegen zu starre Regeln. Wir essen normalerweise alle sehr viel Süßes – weniger tut da auf jeden Fall gut. Und natürlich stellt sich die Frage, sollten Kinder überhaupt in der Fastenzeit auf etwas verzichten? Ich sage: ja, aber nur, wenn es von den Kinder und von innen heraus kommt. Die Fastenzeit ist eine Vorbereitung auf das Osterfest, das versteht auch ein Achtjähriger schon. Und er war es schließlich, der begeistert verkündete, in der Fastenzeit ganz auf Süßes zu verzichten. Natürlich muss ich ihn ab und zu daran erinnern, wenn er nach dem Abendessen nach einer „kleinen Nachspeise“ verlangt. Manchmal funktioniert das erstaunlich gut. Vorgestern meinte er, als ich nein sagte: "Nein, es ist doch Fastenzeit", sehr entspannt: „Ach stimmt, ja.“ Ein anderes mal wird er motzig, wieder ein andermal vergessen wir alle beide, dass Fastenzeit ist.
Von allem zu viel
Wichtig ist mir aber, dass meine Kinder verstehen, dass Verzicht auch mal gut tun kann, dass wir im Alltag von fast allem zu viel haben und es nicht mehr schätzen. Und natürlich, warum eigentlich Fastenzeit ist. Ich selbst hatte das als Kind nicht. Bei uns wurde nicht gefastet. Ich war ziemlich erstaunt, als ich in der Fastenzeit einmal bei meiner Cousine übernachtete, eine Tüte Gummibärli dabei hatte und die meinte: „Ne, darf ich nicht, ist doch Fastenzeit.“ Ich war damals sicher auch schon mindestens acht und hatte weder zuhause, noch in der Schule von Fastenzeit gehört und war damals ziemlich überfordert.
Meinen Kinder soll es nicht so gehen, sie sollen wissen, was die Fastenzeit ist und es auch selbst ausprobieren – nicht mit Zwang, sondern aus Überzeugung. Schließlich kann Fasten auch Spaß machen – was gibt es schöneres als ein Ziel zu haben und das auch zu erreichen. Aber Ausnahmen sind erlaubt – auch in der Fastenzeit. (Stefanie Schmid)