Es war eine Karmeliten-Terziarin, die die erste Bürgerinitiative in der Geschichte der bayerischen Landeshauptstadt organisierte: Maria Anna Lindmayr (1657 – 1726), eine Münchner Bürgerstochter, geboren im Tal. Als bekannteste Barockmystikerin Altbayerns hatte sie in einer Vision erfahren, dass die bayerische Residenzstadt während des Spanischen Erbfolgekriegs nicht von marodierenden Truppen geplündert und gebrandschatzt werde, vorausgesetzt, dass die drei Stände – Adel, Geistlichkeit und Bürger – gelobten, eine Kirche zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu errichten. Das fromme Gelöbnis erfolgte im Juli 1704 in der Liebfrauenkirche vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.
Geschichtlicher Hintergrund
Denn es war bekannt, dass Armeen aus Österreich und England, dessen König William III. im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714) mit Kaiser Leopold I. verbündet war, sich auf dem Weg nach München befanden. Am 13. August 1704 trat der bayerische Kurfürst Max II. Emanuel mit einer rasch zusammengestellten Streitmacht den Engländern entgegen. Zwischen Höchstädt und Blindheim – heute Teil von Donauwörth – traf man aufeinander. Die Bayern wurden vernichtend geschlagen. Die Engländer hatten ihre Bündnispflicht erfüllt und kehrten als Sieger in ihre Heimat zurück. Der Kurfürst rettete sich nach Brüssel. Über ihn wurde die Reichsacht verhängt, weil er sich mit dem Feind des Kaisers, König Ludwig XIV. von Frankreich, verbündet hatte.
Zehn Jahre später, nach dem Frieden von Rastatt (1714), wurde der Kurfürst aus der Reichsacht wieder entlassen. Er konnte in seine Residenzstadt zurückkehren. Der österreichische Statthalter legte sein Amt nieder. Der Kaiser verzichtete auf die Einverleibung Bayerns in die Donau-Monarchie. Nicht nur, dass München verschont blieb, auch Bayern, seit seinen Stammesherzögen des siebten Jahrhunderts selbstständig, blieb unabhängig dank der Bürgerinitiative und des Gelöbnisses der Münchner. Sprichwörtlich wurde der Satz: „Die Stadt läg in dem Grund, wan diese Kirch nit stund …“
„Die Stadt läg in dem Grund, wan diese Kirch nit stund …“
In all den Jahren war so mancher Widerstand zu überwinden. Schlussendlich wurde aber mit dem Kirchbau begonnen. Maria Anna stiftete ihr Elternhaus. Nun konnte der Bau beginnen. Ganz einfach war das nicht, es gelang am Ende aber doch. Die im italienischen Barock gehaltene Kirche wurde von dem berühmten italienischen Barock-Baumeister Giovanni Antonio Viscardi errichtetet, die Malereien im Inneren des Gotteshauses stammen unter anderem von Cosmas Damian Asam, der hier sein frühestes großes Werk in München schuf.